Mein Leben im Lehmziegelhäuschen mit Katze, Hund, Ratten, Lama, Partys und jede Menge Sonntagsbrunchs auf der Terrasse.
Kennst du das?
Die Dinge die du ursprünglich ablehnst, sind oft die Dinge, die du am Ende abgrundtief liebst. Das ist eine Erkenntnis, die ich nun schon lange mit mir rumtrage – und sie bestätigt sich auch immer wieder. So passiert es mir oft mit Menschen (nicht dass ich jemals einen Menschen ablehnen könnte), mit Essen und mit sonstigen Dingen. Beispiel einer solchen Hassliebe ist Ceviche. Ihr kennt sie nun mittlerweile, die Geschichte mit mir und dem leckeren Fischgericht. Alle die noch nicht darüber Bescheid wissen, mögen hier darüber nachlesen :) Ein anderes Beispiel dafür wäre meine Liebe zu norwegischem Ziegenkäse. Ok, das passt hier nicht her aber den habe ich ursprünglich auch abgelehnt.
Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist meine abgrundtief geliebte Wohnung (Casita) in Cusco, in der ich fast zwei Jahre in Cusco gelebt habe und in der auch eines Morgens ein Lama in unserem Vorgarten stand.
Aller Anfang ist schwer …
Als ich das erste Mal der Wohnung stand, fühlte ich mich unwohl. Vor uns wohnten ziemliche Chaoten in dem Haus und später war die Wohnung total kahl, einfach ohne Leben. Anfangs hatte ich gezögert und habe mich erst einmal für eine andere Bleibe in Cusco entschieden. Lisa, meine damalige Mitarbeiterin erkannte sofort den Charme des kleinen Lehmziegelhäuschens. Sie wohnte in der ersten Zeit mit einer guten Freundin namens Suse in dem Haus. Suse war aber nur selten in der Casa und irgendwann entschied sie sich ganz auszuziehen. Lisa fühlte sich etwas einsam und so kam erneut die Frage auf, ob ich der Casa nicht eine Chance geben sollte. Und so kam es dann auch. Ich entschied mich für das Lehmziegelhäuschen und gegen die Luxusbude, die ich davor hatte. Ich habe es nie mehr bereut. Bis zu Lisas Abschied, wohnten wir noch ein paar Wochen zusammen. Das war eine lustige Zeit und wir dekorierten das Haus ganz nach unserem Geschmack. Kauften Pflanzen, ne Hängematte und bemalten die Wände. Endlich brachten wir Farbe ins Spiel :)
Full House: Privatkonzert in San Cristobal
Ich erinnere mich, dass wir ein paar Freunde von Lisa zu Besuch hatten. Sie waren sehr musikalisch und eines Abends, fragten sie uns, ob ein paar Freunde vorbei kommen könnten. Zum Musik machen. Wir stimmten ein. So saßen zunächst wir zwei und drei paar Jungs auf unseren Bänken und spielten typisch peruanische Musik mit der Trommel, Panflöte und Gitarre.
Mit einmal klingelte es an der Tür. Na nu, wer kommt jetzt? Achso sagte Julio, wir haben noch ein paar Freunden Bescheid gesagt. Ok, kein Problem. “Que fluya no mas” (Lass es fließen). Wir öffneten die Tür und es begrüßten uns fünf weitere Leute mit Instrumenten in ihren Händen. So füllte sich unsere kleine Wohnung. Schnell hatte sich in der ganzen Stadt das Privatkonzert in unserem Haus rumgesprochen. So klingelte es eine halbe Stunde wieder an der Tür. „Julio quien es?“ Julio wer kommt jetzt fragt der eine. Ein paar Freunde aus Chile antwortete Julio. Wir mussten nur noch lachen. Es war der perfekte Abend mit 20 tollen Menschen. Ungeplant und dennoch eine dieser Momente, die du nicht besser hättest planen können.
Das war eine dieser Geschichten, die unsere Casa zu dem gemacht hat, was sie war. Der Geist dieser ganzen Menschen schwingt wohl bis heute in den Lehmziegelwänden :) Eigentlich war unsere Casita immer gut gefüllt und wir haben einige nette Feten hier gefeiert, Geburtstage, Abschiede oder einfach nur das Leben in Cusco.
Unser Terrassenleben mit Blick über die ganze Stadt
Die wohl schönsten Momente hatten wir auf unserer Terrasse, von der aus wir ganz Cusco sehen konnten. Nach durchzechten Nächten verbrachten wir den ganzen Vormittag auf der Terrasse und haben gebruncht. In weiter Ferne der Berg Ausangate. Bellende Hunde und das Gelächter der Stadt zogen an uns vorbei wie der frische morgendliche Wind. Über uns der Cristo Blanco, darüber der blaust blaue Himmel und im windigsten Monat August auch ganz viele bunter Drachen.
„Tengo mis pulmones respirando azul clarito.” – Meine Lungen atmen klares blau (aus dem Lied Latinoamerica von Calle 13).
Am Abend beobachtete ich den Mond von unserer Terrasse aus …
Der Rattenzirkus in unserem Haus
Dennoch eine Tatsache entwickelte sich zum Problem. Wir wohnten mit Ratten. Lisa war mir anfangs überhaupt keine Hilfe im Problemfindungsprozess wie wir die Tierchen am beste vertreiben konnten. Ganz im Gegenteil – Lisa liebt Ratten. In Deutschland war sie viele Jahre Rattenbesitzerin und da für sie auch Ratten Mega „süüüüße“ Tiere sind, musste ich mich die erste Zeit irgendwie erst einmal mit den Ratten arrangieren.
Dann war Lisa irgendwann weg (trauriger Weise natürlich) aber das Rattenproblem war noch da. Zu meiner Unterstützung zog Fredy ins Haus und wir waren uns von Anfang an einig – die Ratten müssen gehen! Wie wir feststellten, lebten wir nicht nur mit ein paar Ratten, es war eine ganze Rattenfamilie. Wenn wir abends einen Film sahen, dann haben wir sie gesehen, wie sie über die Küchenablage rannten. In der Nacht konnten wir sie rascheln und knabbern hören. Es war der reinste Rattenzirkus. Wir kamen auf die Idee eine Katze zu kaufen aber die Vermieterin war dagegen. Wir sollten erst einmal überall Gift auslegen. Gut dass Lisa nicht mehr hier ist. Sie wäre dagegen. Aber was sollten wir tun? Weiterhin mit Ratten leben? Ausziehen? Unmöglich!
Also streuten wir Rattengift in alle Ecken, wohlwissend, dass nur die dümmste Ratte daran sterben würde. Und so war es auch. Irgendwann nach zwei Wochen hatte es tatsächlich drei der dümmsten Ratten umgehaun. Wir haben sie in der sogenannten „Rattenburg“ einem fragwürdigen Holz-Anbau-Schrank der Küche gefunden. Dennoch, es gab Überlebende und nicht zu wenig. An dem Tag, an dem sie unseren Waschlappen verschleppt und Schokolade gefressen haben, beschlossen wir härter durchzugreifen.
Der Tag an dem Mojito einzog
Wir kauften also eine Katze. Zum Trotz unserer Vermieterin, die eh im 573 Kilometer entfernten Lima lebt. Und so zog Mojito ein und die Ratten aus. Mein Chef auf Arbeit machte sich lustig und meinte, hahaha die Ratten werden die kleine Katze davon tragen. Aber er hat sich getäuscht. Seit dem Tag als Mojito einzog, habe ich nie wieder etwas von den Ratten gehört oder gesehen.
Wenn Mojito gerade nicht schläft …
Dann hat er nur Ratten im Kopf …
Mojitos Lieblingsfreundin war Kina, unser Maskottchen des Hauses. Ursprünglich Straßenhündin, wurde sie von unserem Nachbar Bruno adoptiert. Sie entwickelte sich zur absoluten Diva. Alle liebten und sorgten sich um sie.
Irgendwann verließ dann auch Fredy unsere Casa. Sie ging zurück nach Deutschland. Die Überraschungsparty die wir für sie veranstalteten war ein voller Erfolg.
Couchsurfing in San Cristobal
Es war Zeit für einen Wechsel und so zog unser Kumpel Arnaldo ein. Mit ihm konnte ich stundenlang über das Leben philosophieren. Leider haben wir uns nur selten gesehen, da er immer abends gearbeitet hat. Und so holte ich mir ein paar Couchsurferinnen ins Haus. Ein paar sehr schöne Tage hatte ich mit Jaqueline aus Spanien und Heather aus Kanada. Jaqueline erzählte uns viel von ihrem Clown-Workshop in Lima und mit Heather …
veranstaltete ich ein paar Musik-Sessions auf der Terrasse …
Und so kamen und gingen die Leute. Einen Monat wohnte ich mit der Kanadierin Rose zusammen, dann kam Sandra aus Deutschland, später Marietta aus Österreich und den letzen Monat wieder eine Kanadierin namens Alexa und zwei Wochen mit Luis …
Und dann kam er, mein letzer Tag in der Casa. Voller Wehmut. So viel Geschichte, so viel Energie und positive Lebensfreude, die wir hinterließen. Bis heute, die wohl einfachste und gemütlichste Wohnung, die man sich vorstellen kann. Auch wenn mal wieder ein Gewitter hereinbrach.
Finde hier die anderen Artikel der Cusco-Serie:
1. Warum zwei Jahre Cusco einfach nicht genug sind
2. Erkundung des Stadtkerns mit Kathedrale, Inka-Tempel und Museen
3. Wanderung zu den Ruinen von “Sexy Woman”, Kenqo und Templo de la Luna
4. Made in Peru! Im Einkaufsrausch von Cusco
5. Lebenskonzepte: Mein Leben im Lehmziegelhäuschen von San Cristobal
6. Sternenjagd im Planetarium von Cusco
Liebe Nora!
Tolle Fotos und Illus, sehr süß :)
Das weckt wieder richtig die Lust sich vielleicht doch noch mal das Cusqueño-Leben einzulassen. Das Leben ist noch lang, man kann nie wissen ;-)
Un abrazo!
Danke liebe Anne, du bist immer herzlich willkommen auf meiner Couch (auch mit Mann und Hund ;)), auch wenn ich noch nicht weiß, in welcher Casita ich das nächste Mal leben werde. Das kann man kaum noch toppen me parece :) un abrazoo
Hola Nora, te escribo desde la universidad, me encanta tu Blog. Acabo de recomendarselo aquí a mis estudiantes, un par van a Perú en agosto Unos a Lima y otros a Arequipa, posiblemente te contacte Lea.
Un abrazo y sigue escribiendo, me encanta leerte.
Liebe Grüße aus dem schönen Norden
Graciela
Mil gracias por tus palabras :) Ahora voy a escribir todavia mas si leo algo asi!!! :) Igual gracias por compartir con tus estudiantes, cualquir cosa me lo hacen saber y les ayudo siempre!! Mas bien ahora mismo recibi un correo de uno de tus estudiantes :) te mando besitos & una abrazo!!!
Hola , Nora
Realmente me gusto leer todo lo que vivistes tus aventuras en cusco, bueno yo soy de arequipa pero como tu me fui a cusco por trabajo como guia turistica y vivi´ahi como 3 years, algo asi bueno ahora vivo en alemania cerca de München en un pueblito de esos tipicos… en Babiera… Realmente super lindo lo que escribes con mucho entusiasmo…y originalidad …bueno saludos Nora y muchos exitos…
Barbara Coaguila…
Hola Barbara,
mil gracias por tus palabras!
Te cuento de que mis mejores fans son los peruanos que siguen mi blog jejejej :)
Quiero decir gracias igual que tengo esta oportunidad de vivir en peru con buena gente!
Me gusta vivir alli en peru y lo extrano mucho porque aun estoy en alemania!
Te mando un abrazo y me alegro si sigues y compartes con tus amigos!
Un saludote
Norita
Hola Nora, el próximo viernes vendré de España a pasar una semana en Cuzco, invitado en un viaje de empresa. Tu blog me encanta y con tu arte me acabas de abrir el apetito de viajero. Una semana es muy poquito tiempo, intentaré aprovechar al máximo. Gracias por compartir tus vivencias.
Hola François!! :)
Mil gracias por tu comentario. Espero que entiendes un poco de aleman jijij ?
Te prometo que te va a gustar el Peru y de todo Cusco. Una semana es un buen tiempo, igual vas a querer volver a Peru de todas maneras :)
Que tengas un lindo viaje, que te vaya super bien!
Norita