Wer auf der Durchreise ist, macht einen kurzen Halt in Ica, übernachtet in der Oase Huacachina und verabschiedet sich wieder. Bei meinem letzten Besuch in Ica habe ich mir Zeit gelassen, die wahren Schätze der Umgebung zu erkunden. Seitdem bin ich nicht nur ein großer Wüstenfan geworden, sondern bin auch den besten Weintropfen des Landes, einem faszinierenden Canyon und einem rau-romantischen Naturstrand auf die Spuren gekommen.
Die Wüstenstadt Ica
Ica ist eine Wüstenstadt 300 Kilometer südöstlich von Lima gelegen. Das Klima ist ganzjährig sonnig und heiß, Regen fällt so gut wie nie. Der Dürre zum Trotz lebt die Stadt vom Agrarexport. Die Flüsse der Anden, die zur Küste hinab fließen, bringen Wasser für die Landwirtschaft. Die wichtigsten Produkte sind Artischocken, Spargel und Weintrauben. Bekannt ist Ica natürlich für seine zahlreichen Bodegas „Weingüter“, in denen süße wie trockene Weine, sowie der erstklassige Traubenschnaps „Pisco“ produziert wird.
Die meisten Touristen durchqueren Ica auf ihrer Reise nach Nasca oder Arequipa, bzw. machen einen Zwischenstopp in der Oase Huacachina, die sich 10 Minuten außerhalb von Ica befindet. Wer sich unter „Huacachina“ eine idyllische Oase aus 1001 Nacht vorstellt, den muss ich hiermit leider enttäuschen. Was früher sehr wohl ein romantischer grüner Fleck in der Wüstenlandkarte Südperus war, hat sich heute zu einer verdreckten Party-Oase entwickelt. Eine traurige Tatsache, die aber nichts daran ändert, dass die Natur rund um Ica wunderschön ist und zu Erkundungen einlädt.
Deshalb mein Vorschlag an alle, die auf Touristenrummel verzichten können: Übernachtet in Ica. Mit dem Taxi sind es wirklich nur 10 Minuten bis nach Huacachina, wo die beliebten Sanddünen-Touren starten (hier habe ich darüber geschrieben). Ica besitzt ein sehr gutes Angebot an Unterkünften und auch bei AirBnB wird man fündig.
AirBnB in Ica
Bei meiner diesjährigen Buchung bei AirBnB hatte ich sogar richtig Glück. Die private Unterkunft von Luis und Victoria hatte noch ein Zimmer für mich frei und ich hätte es nicht besser treffen können. Ein wunderschönes Haus mit Garten, Pool und Blick auf die Sanddünen, gelegen in einer ruhigen Nachbarschaft. Da die großen Kinder der Familie in die USA ausgezogen sind und sich die Eltern etwas alleine fühlen, haben sie ihr Zuhause im Nu in ein Gästehaus verwandelt, in dem das Motto „mi casa es tu casa“ sehr buchstäblich zu nehmen ist. Da die Zimmer mittlerweile immer gut ausgebucht sind, ist man hier auch nicht alleine und so durfte ich bei meinem Aufenthalt auf zwei deutsche Hamburgerinnen und ein Pärchen aus den USA treffen. Am Abend wird zusammen peruanisch gekocht und gern mal mit Pisco Sour oder einem guten Wein der Region angestoßen. Der Haus-Papa Luis hat den Tourismus für sich entdeckt und brennt förmlich darauf, seinen Gästen mit Touren und Planungs-Tipps behilflich zu sein.
Melde dich über diesen Link bei AirBnB an und erhalte 25 € Rabatt auf deine erste Buchung! Hier geht es zum Angebot von Luis und Victoria. Hinweis: Seit ein paar Wochen sind Luis und Victoria nicht mehr bei Airbnb. Du kannst eine Übernachtung jetzt nur noch auf ihrer Webseite buchen.
Einmal in die Wüste von Ica bitte
Ich erzählte Luis davon, dass ich unbedingt den „caños de los perdidos“ (Auf Deutsch: „Die Schlucht der Verlorenen“) sehen möchte. Und da er sehr froh ist, dass ich ordentlich die „Werbetrommel“ für seine Heimat rühre und über meine Erlebnisse in Ica berichte, hat er mich zu dieser Tour eingeladen.
Aufgrund seiner isolierten Lage, inmitten der weiten Wüste Perus, wird der Canyon nur von sehr wenigen Touristen besucht. Das macht aber gerade den Reiz aus. Die Fahrt zum Canyon dauert ab Ica rund 2 1/2 Stunden. Zunächst fährt man in Richtung Süden auf der Panamericana, bis man bei der Ortschaft Ocucaje rechts einbiegt und quer durch eine hoffnungslos verlorene Wüstenlandschaft fährt, in der wirklich kein Halm mehr wächst.
Warum der Canyon „Schlucht der Verlorenen“ heißt? Weil sich vor ein paar Jahren ein paar Geländewagen-Fahrer in der Wüste verirrt und dabei den Canyon entdeckt haben. In diesem Niemandsland gibt es keine Straßen, nicht mal eine Piste, man fährt über offenes Gelände, welches sich bei fehlender Ortskenntnis als Labyrinth entpuppt.
Da es in der Wüste nachts schlagartig kalt wird, ist man besser beraten, die Wüste bei Tageslicht zu verlassen. Ich habe Glück. Luis hat vor mir schon andere Fotografen zum Canyon gebracht und kennt sich daher bestens aus. Auf dem Weg in die Wüste kann man in Ocucaje einen Zwischenstopp machen, um der Wüste ein faszinierendes Geheimnis zu entlocken. Vor Millionen von Jahren war diese staubige Wüste gar keine Wüste, sondern purer Ozean, in dem auch Wale geschwommen sind. Und deswegen haben Forscher im Wüstensand Walfossilien ausgebuddelt, die in dem kleinen Orts-Museum ausgestellt werden!
Ab Ica kannst du auch eine Tour zum Canyon machen, allerdings wird der Preis erst dann zumutbar, wenn sich eine Gruppe zusammen findet.
Wein, Pisco, Wein, Pisco, Wein …
Ob Weinkenner oder Laie: Eine Weintour darf in Ica auf keinen Fall fehlen. Ich habe an einem einzigen Tag gleich drei Weingüter besucht und nun, dass ich diese Tour nicht ganz „nüchtern“ beendet habe, ist wahrscheinlich eine logische Konsequenz des Ganzen :) Erster Stopp wurde beim Weingut „Vista Alegre“ gemacht. Hier kann man sich zur vollen Stunde Weintouren mit anschließender Verkostung anschließen. Ein geschulter Sommelier erklärt, was einen guten von einem schlechten Wein unterscheidet und wie man Pisco und Weine richtig verkostet. Das Weingut ist sehr schön und die Tour kostet lediglich 5 Soles.
Ein weiteres Weingut, welches wir besuchen, heißt „Queirolo“ mit gleichnamigen Nobel-Hotel Viñas Queirolo. Der Blick auf die Weinfelder, die sich bis zum Horizont erstrecken, ist traumhaft, genauso wie das tolle Hotel.
Weingut Tacama bei Ica
Am besten hat mir das Weingut „Tacama“ gefallen. Wer glaubt, Peru hätte keinen guten Wein (oder nur süße Weine) zu bieten, hat sich getäuscht. Die Weine von Tacama haben bereits viele internationale Preise gewonnen und werden zudem ins Ausland exportiert. Die Architektur vom Weingut mit seinen rosafarbenen Wänden, dem Hof mit Springbrunnen und der eigenen Kapelle ist beeindruckend. Touren werden zu verschiedenen Preisen angeboten, die je nach Länge professionelle Verkostungen, sowie die Besichtigung des Geländes und des Weinkellers beinhalten. Vom Aussichtsturm hat man einen einmaligen Blick über die Weinfelder, das Weingut und die angrenzenden Ausläufer der Anden.
Ausflug zum Naturstrand „Carhuas“
Wild, verlassen & zutiefst romantisch: Anders kann ich diesen Naturstrand von Ica nicht beschreiben. Hier gilt das gleiche wie beim „cañon de los perdidos“: Seine Abgeschiedenheit macht diesen Strand zu dem was er ist: “Eine kostbare Einladung, die Welt um sich herum zu vergessen.”
Mit dem Fahrzeug haben wir zwei Stunden ab Ica gebraucht, ein Katzensprung ist das nicht. Aber wer ein eigenes Mietauto hat oder in der Gruppe reist, um ein privates Fahrzeug mit Fahrer zu mieten, der nimmt das gern in Kauf. Aber warum überhaupt „in Kauf nehmen“? Die Fahrt quer durch die Wüste hat seinen Reiz – vor allem für uns Europäer, die die Wüste nur aus Filmen oder Büchern kennen.
Ich war im Mai mit AirBnB-Papa Luis hier, und außer ein paar Fischer, die ich in der Distanz des Ozeans ausmachen konnte, waren wir quasi alleine. Aber dennoch, in den Sommermonaten zwischen November und März zieht es durchaus auch einige Einheimische an diesen Strand.
Toller Artikel, Nora ! Ich kenne die Gegend um Ica noch nicht, aber Deine Fotos von den Weingütern und der Canyon der Verlorenen machen wirklich Lust auf Ica !!
Hey!
Zwei Fragen:
Kannst du ca. abschätzen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Tour zum „El Cañon de los Perdidos“ stattfindet?
Würde man den „caños de los perdidos“ und die Buggy-Tour/Sanboarding innerhalb eines Tages schaffen?
Dankeschön!
Hola Marius,
Die Tour zum Canyon nimmt einen Tag in Anspruch. Ob sie stattfindet in einer Gruppe weiß ich nicht. Ist bisher noch sehr unbekannt, deswegen müsste man wohl eine private Tour buchen.
LG aus Cusco,
Nora
Hola zusammen,
ich war gerade im Cañón de los Perdidos mit einer Tour, gebucht in einer Agentur an der Plaza de Armas und habe 110 Soles bezahlt. Da ich allein reise, war ich auf andere Interessierte angewiesen und hatte das Glück, am nächsten Tag zu einer 2-er Gruppe stoßen zu können. Unser Fahrer Eduardo kannte sich super gut aus (er hat wohl die Tour dorthin mit gegründet) und machte von uns tolle Fotos!!! Wir waren übrigens die einzigen Menschen dort weit und breit.
Los ging die Tour um 7h und gegen 14 Uhr waren wir zurück in Ica.
Als Übersetzung würde ich übrigens eher ‘Canyon der Verirrten’ vorschlagen, denn die Betroffenen haben sich verlaufen und wurden nicht ‘verloren’!
Wie schon von euch erwähnt ist allein der Weg dorthin sensationell! Also ich kann die Tour auf alle Fälle empfehlen!
Viele Grüße von Karin