Ist es sicher als Frau alleine durch Peru zu reisen? Was muss ich als alleinreisende Frau in Peru beachten? In diesem Artikel möchte ich dir erklären, was es bedeutet als Frau alleine durch Peru zu reisen. Neben meinen Tipps und Gedanken zum Thema Sicherheit und Alleinreisen geht es auch darum, wie die peruanischen Einheimischen auf Frauen, die alleine reisen, reagieren.
Alleinreisen als Frau durch Peru
Zu aller erst möchte ich mit dir eine Lesernachricht von Lena teilen (Liebsten Dank an der Stelle :)). Sie schrieb mir vor einigen Wochen per E-Mail folgendes:
„Gegenüber vom San Pedro Markt (jetzt frag mich nur nicht welcher Ausgang) gibt es eine Straße, in der die Frauen Obst und Gemüse verkaufen. Und da sind wir in meinem absoluten Highlight gelandet, einer kleinen “Kneipe”! Unsere Bank bestand aus zwei kaputten Stühlen mit einem Brett drauf und zu trinken gab es Chicha. Ja es ist Spuckebier und der Name hat mir schon gereicht. Ich möchte über das Bier gar nichts weiter erfahren;-). Aber zwischen den alten Peruanerinnen zu sitzen, die dir um 4 Uhr nachmittags mit ihrer 1,1 Liter Flasche Bier zuprosten war ein unvergessliches Erlebnis.“
Außerdem schrieb sie: “Meine erste Reise alleine. Ich muss sagen, ich bin Froh diesen Schritt gewagt zu haben. Die Erfahrungen der letzten zwei Wochen kann mir so schnell keiner mehr nehmen. Alleine reisen ist schon ein wenig anstrengend weil du nie alleine bist, aber ich habe so viele tolle neue Menschen kennen gelernt und ich bin dankbar dafür.”
Wenn das kein unbezahlbares Erlebnis einer Alleinreisenden ist?
Ich selbst bin schon sehr viel alleine gereist durch Kanada, durch Norwegen aber bis letztes Jahr nie wirklich durch Peru. Doch das sollte sich im August 2015 ändern, denn da bin ich quer durch Nordperu gereist und mein Fazit: Ich würde es immer wieder tun!
Meine Gedanken und Tipps zum Thema Alleinreisen als Frau in Peru
Tipp Nummer 1: Sei mutig!
Vielleicht werden dich Einheimische fragen: „Wieso reist du ganz alleine durch Peru?“, um noch hinzuzufügen, „Und deine Mutter, hat sie keine Angst um dich?“. Wenn du als Frau durch Peru reist, scheint weniger die eigene Angst eine Rolle zu spielen, als die der Peruaner. Sie machen sich nämlich fürchterliche Sorgen um dich, als wärest du eine ihrer „hijas“ (Töchter). Irgendwie schleicht sich einem dann das ungute Gefühl ein, was „falsch zu machen“ und man fragt sich „Ja, was mache ich hier eigentlich mutterseelenallein in Peru, sollte ich nicht mit anderen Leuten reisen?“. Für kurz macht das Alleinreisen dann keinen Spaß mehr.
Doch dann kommt der Moment, in denen wir keine bessere Entscheidung hätten treffen können, als alleine aufzubrechen. Nicht, weil wir keine Freunde haben oder nicht auch gern in Gesellschaft wären, sondern weil wir wissen, dass es gut tut auch mal alleine loszuziehen. Wir merken, dass zwei zusammenreisende Menschen vielleicht sogar mehr alleine sind als wir, die alleine reisen. Wir sind offen für neue Freundschaften und wenn es nur eine Tages-Freundschaft ist und sich danach die Wege wieder trennen. Wir öffnen uns gegenüber Einheimischen, doch wir wissen uns genauso zu beschützen, mehr als wären wir in der Gruppe. Eine Alleinreisende muss tapfer sein, ihre Blicke überall haben. Wer alleine reist, der trägt Verantwortung für sich und das lässt uns selbstbewusster werden, da bin ich mir ganz sicher.
Kein Grund zur Angst.
Ich möchte gar nicht von Angst sprechen, sondern vielmehr von Respekt. Diese kleine Veränderung der Sichtweise ändert einiges, denn mit Angst kommst du nicht weit. Sie hindert dich daran, überhaupt erst den Ozean zu überqueren. Wenn du erstmal in Peru bist, solltest du ein „gesundes Maß“ an Respekt haben, denn schließlich bist du in einem fremden Land und hier funktioniert das Leben nun mal anders. Mit Angst siehst du nicht viel von Peru, höchstens dein Hotelzimmer von Innen. Respekt setzt voraus, dass du dich mit der Kultur und Mentalität des Landes auseinandersetzt und dich an gewisse Verhaltensregeln hältst, denn keine peruanische Frau würde je auf die Idee kommen, nachts alleine durch die Straßen zu laufen.
Tipp Nummer 2: Frei wie ein Vogel ohne Verlustangst
Am entspanntesten kannst du durch Peru reisen, wenn du dir keine Gedanken um materielle Verluste machen brauchst. Das fängt bei großen Geldsummen an, die du besser nicht bei dir trägst, sondern mehrere Bankkarten, die dich ganz sicher mit „Häppchenweise“ Geld versorgen. Eine Bankkarte lässt sich bei Verlust sperren und ersetzen, geklautes Bargeld aber nicht. Das gleiche gilt für technische Gegenstände, so praktisch sie auf Reisen auch sein mögen, überlege, was du wirklich brauchst. Ein Smartphone, ein Tablet, ein Lesegerät (Kindle), eine Kamera, usw. – all das ist extrem viel Wert in Peru. Der Verlust würde einer Katastrophe gleichen, sofern man nicht eine Diebstahlversicherung für das Ausland besitzt. Jeder Wertgegenstand den du zu Hause lassen kannst, ist ein Tausch für mehr Freiheit. Ich bin letztes Jahr mit ziemlich viel Technik durch Nordperu gereist (teure Kamera, Mac, Smartphone) und habe mich nicht so wohl damit gefühlt. Ständig kreisten meine Gedanken um die teure Ausrüstung und die Frachtschifffahrt von Yurimaguas nach Iquitos habe ich dann alleine und mit so viel Technik nicht gemacht, was sehr schade war. Aber hinterher ist man vermutlich immer schlauer, oder?
Tipp Nummer 3: Ignoriere alle Machos und mach dein Ding.
Es lebe der lateinamerikanische Machismo – oder auch nicht. Eigentlich gibt es nichts Nervigeres als das! „Hola linda“, aufdringliche Blicke und nervige Pfiffe müssen sich nicht nur ausländische Reisende gefallen lassen, sondern auch einheimische Frauen. Wer mit einem Mann an der Seite reist, hat es definitiv leichter, denn hier sind die peruanischen Machos zurückhaltender. Doch hier liegt genau die Ursache: das allgemeine Frauenbild in Lateinamerika besagt, dass Frauen sich um ihre Familien zu kümmern haben, im Haushalt arbeiten, sich dem Mann unterordnen und nicht alleine herumreisen. Umso wichtiger ist es, ein Zeichen zu setzen und dennoch alleine zu reisen, egal, welche Sprüche man sich anhören darf. In den vielen Jahren die ich in Peru gelebt habe und herumgereist bin, ist es immer bei Sprüchen geblieben und natürlich ticken nicht alle Peruaner so. In Lima und an der Küste ist es tendenziell schlimmer als in den Anden, hier sind die Menschen, vor allem die Indigenen sehr höflich und zurückhaltend. Wenn die Sprüche dann doch mal aufdringlicher werden, hilft folgendes Vokabular: „Dejame en paz!“ (Lass mich in Frieden!), „No me molestes!“ (Nerv mich nicht!) oder „Vayate!“ (Hau ab!). In Peru wird auch gern über den Durst getrunken, vor besoffenen Männern brauch man keine Angst haben, aber Abstand sollte man trotzdem halten.
Tipp Nummer 4: Pass auf dich auf (Kriminalität und Überfälle)
Ich erinnere mich an einen Abend mit peruanischen Freunden. Gesprächsthema waren die vielen Überfälle auf Freunde und Familie, die in den letzten Jahren stattfanden. Die Peruaner haben ein Fabel für solche Geschichten, wiederholen sie gerne mehrmals und auch in einem überschwänglichen Ton aber dennoch ist was wahres dran. Die Menschen leben tagtäglich mit der Gefahr eines Raubüberfalls, mit Diebstählen und fast jeder kennt jemanden in seinem weiteren Freundes- oder Familienkreis, der schon einmal mit Gewalt zu tun hatte. Deswegen sind es auch die Peruaner, die dir Gruselgeschichten erzählen, dich warnen und dich am liebsten gar nicht erst durch das Land reisen sehen. Das Misstrauen fremden Menschen gegenüber ist groß und vielleicht geschichtlich gesehen sogar berechtigt. Doch wie geht man als Reisender damit um?
Indem du dir keine Angst einjagen lässt und auf den Touristenrouten bleibst. Jährlich reisen über drei Millionen Menschen nach Peru und diese Zahl hat sich in den letzten 10 Jahren sogar mehr als verdoppelt. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Peru sicherer wird, zumindest in den touristischen Gebieten.
Reise wenn möglichst am Tag und mit sicheren Busgesellschaften. Wenn du in deinen Unterkünften ankommst, lässt du dir von deinem Unterkunftspersonal die Gegend erklären und sagen, welche Stadtviertel du meiden solltest. Höre auf deinen gesunden Menschenverstand und nehme keine Dienstleistungen an, wenn du ein unsicheres Gefühl hast.
Die wichtigsten Sicherheitshinweise findest du hier: www.info-peru.de/sicherheit
Tipp Nummer 5: Spanisch lernen und Offenheit
Das beklemmende Gefühl wenn wir an einen fremden Ort ankommen, dreht sich um 180 Grad sobald wir mit Einheimischen in unserer Unterkunft sprechen und sie uns den Weg weisen oder die Stadt erklären. Es ist immer hilfreich die Basics der spanischen Sprache zu beherrschen und den Mut zu haben, sich im schlimmsten Fall auch mit Händen und Füßen zu verständigen.
Lena meinte noch dazu:
„Was mein Spanisch angeht, ich habe es wirklich versucht! Aber ich bin ein hoffnungsloser Fall ;-) Der Versuch Spanisch zu sprechen und ein nettes Lächeln haben mich aber meistens doch gerettet. Die Peruaner sind viel zu liebevoll, aufgeschlossen und hilfsbereit um dir nicht weiter zu helfen.“
Wie du siehst, geht es auch ohne aber Offenheit ist das A und O.
Tipp Nummer 6: Kleine Unterkünfte bevorzugen
Desto kleiner die Unterkunft, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man sich rührend um dich kümmert. Es ist wirklich so, die Peruaner sind tolle Gastgeber und wenn du Glück hast, ergibt sich in kleinen „hospedajes“ oder „casas familares” nette Gespräche, Abendessen oder das Erleben von gemeinsamen Touren.
Lena meinte schließlich:
„Allein reisen ist schon ein wenig anstrengend weil du nie allein bist, aber ich habe so viele tolle neue Menschen kennen gelernt und ich bin dankbar dafür. Hier gilt die Faustregel je kleiner das Hostel, desto schneller findest du Anschluss. In großen Hostels braucht man da schon Glück mit den Bettnachbarn, Lust auf ein Bier am Abend an der Bar oder eine Unternehmung um neue Kontakte zu knüpfen.“
Wann reist du alleine durch Peru?
Was sind deine Erfahrungen zum Thema?
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