Meine erste Busfahrt in Peru werde ich wohl niemals vergessen.
Lima.
Es beginnt schon sechs Uhr morgens, wenn der erste Bus die Straßen herunter brettert. Ich liege noch in meinem Bett aber höre es ganz deutlich, als würde dieser Bus direkt durch mein Zimmer fahren. Die ersten Vogelstimmen paaren sich mit den lauten Hupen der Autos. Lima und ich sind wach.
Kurz darauf bin ich Teil des alltäglichen Trubels auf Limas Straßen. Mit Andre stehe ich an einer der vielen Bushaltestellen. Wir fahren heute zu einem der südlichen Badeorte von Lima. Für mich sehen die Busse alle gleich aus. Alle sehr alt, recht bunt und mit religiöser Dekoration in der Windschutzscheibe. Die Busse kommen im Affenzahn angefahren, stoppen abrupt, rufen irgendwelche Straßennamen und rasen weiter wie große Speedy-Gonzales. Ohne Andre wäre ich aufgeschmissen. Doch als Waschechter Limeño sollte er wissen, was zu tun ist. Ich hingegen lasse einfach nur alle Eindrücke auf mich einprasseln. Doch mit einmal heißt es, hell wach sein.
Der richtige Bus kommt, hier müssen wir einsteigen. „Suban, suban“ ruft ein Junge zu uns. Er hängt halb aus der Tür. Zu meiner Freude steigen fast alle Fahrgäste hinten aus. Wir steigen beim Fahrer ein und das erste was ich sehe, der Bus ist gerammelt voll. Kein Meerschwein passt hier mehr herein. Ich weiß nicht wo ich hintreten soll. Es geht nicht vor, nicht zurück. Gleichzeitig versuche ich die Balance zu halten wie die Melonen in der Holzkiste beim Fahrer oder wie der Jesusanhänger in der Windschutzscheibe. Der Bus füllt sich. Immer wenn ich denke, der Bus hat sein absolutes Limit an Fahrgästen erreicht, steigt wieder jemand dazu. Vom vielen Durchrücken sind wir nun ganz hinten bei den Musikboxen angekommen. Aerosmith „I don’t wanna miss a thing“ dröhnt nun laut in mein Ohr und durch den Bus.
Es ist schon eine Herausforderung sich gut festzuhalten, das Gleichgewicht zu halten, das Fahrtgeld passend zu bezahlen, auf seine Tasche aufzupassen und nebenbei noch aufmerksam seinem Gegenüber zuzuhören. Für jemanden der nicht multitaskingfähig ist so wie ich – eine hohe Kunst. Nun verlassen wir allmählich die Stadt. Die Fahrgäste werden weniger und irgendwann ergattern wir tatsächlich zwei Sitzplätze. Endlich kann ich das tun, was ich so liebe – alles in Ruhe beobachten. Die Menschen im Bus sind mit den unterschiedlichsten Dingen beschäftigt. Eine alte Frau schlürft gemütlich an ihrer Coca Cola, während ihr Mann ein sehr emotionales Telefongespräch führt. Eine junge Frau vor uns schminkt sich. In dem kleinen Spiegel den sie vor sich hält, sehe ich ihr Gesicht. Ihre Bewegungen hat sie den ruckartigen Bewegungen des Busses angepasst. Der Laufbursche vom Busfahrer lehnt sich bei jedem Stopp weit aus der Tür und ruft den Leuten zu, wo es hingeht. Seine Ansagen wirken wie auf Tonband aufgenommen. Die alte Schiebetür scheint fast herauszufallen.
Das Leben außerhalb des Busses ist mindestens genauso interessant. Die Straßen sind belebt mit Lastfahrzeugen und Bussen. Kleine Motorräder drängeln sind dazwischen. Am Straßenrand tummeln sich überall Hunde, sie suchen in Müllcontainern nach Essensresten. Zahlreiche kleine Straßenstände sind gefüllt mit Leben. Wir kommen an ein paar Schilffabriken vorbei. Werbeplakate für Inka Cola und die nächste Präsidentschaftswahl schmücken den Weg. Und in weiter Ferne sehe ich sogar schon das Meer. Weit kann es nun nicht mehr sein.
Was für eine abenteuerliche erste Busfahrt :)
Habt ihr schon einmal eine so witzige Busfahrt in Peru miterlebt? Ich freue mich über eure Geschichten aus Peru :) Schreibt gerne einen Kommentar dazu :)
Weitere Infos wie ihr am besten in Peru mit dem Bus von A nach B kommt, findet ihr hier.
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