Manu Nationalpark – Weißt du, was mich am Dschungel am meisten fasziniert? Es ist das Unsichtbare. Ok, lass es mich erklären. Sicher haben die meisten Menschen eine klare Vorstellung vom Dschungel: Tropische Wälder, feucht-heißes Klima, Affen, bunte Vögel, Schlangen, Einheimische in Holzkähnen, Bananen-Stauden, etc., etc.. Ich kann bestätigen, dass diese Vorstellung vom Dschungel gar nicht so absurd ist. Aber die Magie vom Regenwald liegt woanders – für mich jedenfalls.
Eine Reise in den Dschungel ist kein Malbuch, in dem wir Tiere und Pflanzen mit einem Filzstift bunt ausmalen. Es gibt kein Versprechen auf einen Jaguar und auch kein Versprechen auf ein süßes Faultier. Ebenso wenig gibt es eine Garantie auf Sonne, ja nicht mal auf Regen. Doch eines wage ich zu versprechen: Überraschungen. Die vielen großen und kleinen Überraschungen, die der Dschungel für uns bereit hält. Das kann die Fußspur eines Jaguars im Matsch sein, das Krächzen eines exotischen Vogels hoch oben in den Baumkronen, ein unverhofftes Erfrischungsbad in einem kristallklaren Wasserfall, ein azurblauer Schmetterling, der elegant durch die feucht-warme Luft flattert, Glühwürmchen bei Nacht, ein hypnotisierendes Grillenkonzert, oder eine laut tobende Affenkolonne, die wie wild durch die Bäume springt.
Es könnte aber auch die Begegnung mit einem Urwaldbewohner sein, der uns so unglaublich reich vorkommt, weil er genau das besitzt, was wir längst verloren haben: Zeit. Es sind all die Legenden, Bräuche und Lebensweisen der nativen Urwaldstämme, die seit Jahrtausenden im Einklang mit ihrem Wald und ihren Tieren leben. Menschen, die wissen, welches Gewächs sie heilt und welches sie umbringt. Und es ist eben auch das Unsichtbare: Alles, was wir mit unseren Augen nicht sehen können, aber von dem wir wissen – ja sogar spüren –, dass es uns umgibt.
Das ist die Magie des Dschungels …
… und der Grund, warum ich nicht lange zögere, wenn sich die Gelegenheit auf eine Reise in den Regenwald bietet. Den Manu als einen der ältesten Nationalparks des Landes mit einer Fläche von 18.812 Quadratkilometern kannte ich bisher noch nicht. Desto dankbarer bin ich für RESPONSible Travel Peru und für die Gemeinde Shipetiari, die mich auf einen fünftägigen Besuch eingeladen haben. Die Gemeinde Shipetiari gehört zu der Ethnie der Machiguenga-Indianer, eine der vielen nativen Kulturen in Peru. Vor meiner Reise konnte ich mich mit dem Roman „Der Geschichtenerzähler“ von Mario Vargas Llosa schon ein bisschen mit ihrer Kultur und ihren Bräuchen vertraut machen.
Die Gemeinde Shipetiari ist eine von vielen in Peru, mit denen RESPONSible Travel Peru zusammenarbeitet und die sie gleichzeitig bei der Weiterentwicklung ihrer nachhaltigen Projekte unterstützt. Wenn du dich für eine maßgeschneiderte Rundreise durch Peru mit Gemeindebesuchen interessierst, kannst du dich von deutsch- und englischsprachigen Reiseexperten beraten lassen.
Ablauf der 5-Tages-Tour in den Manu Nationalpark
Kleiner Hinweis noch: Das Programm kann aufgrund von Jahreszeit, Wetter und Gruppengröße immer stark abweichen.
Manu Nationalpark Tag 1:
Gemeinsam mit Rosbert, einem Mitarbeiter von RESPONSible Travel Peru, bin ich am Mittwoch mit dem öffentlichen Bus von Cusco über Paucartambo nach Salvación gefahren, wo wir eine Nacht in der einfachen Unterkunft „Dany Hostal” verbrachten. Wer auf eigene Faust in den Manu Nationalpark fahren möchte, kann das mit dem Busunternehmen „Transportes Salvación“ machen. Eine Strecke kostet rund 45 Soles. In den Orten Atalaya, Pilcopata sowie Salvación findest du immer einfache Unterkünfte und auch Möglichkeiten, spontane Touren zu buchen.
Die Fahrt von den Anden hinab in den Regenwald Manu ist imposant, so durchquert man den Nebelwald und mit etwas Glück kann man sogar den roten Nationalvogel (Felsenhahn) sehen. In der Regenzeit ist diese Fahrt aber ein ziemliches Abenteuer und nichts für schwache Nerven. Hinter Paucartambo ist die Straße nicht mehr asphaltiert und so versperrte uns ein heftiger Erdrutsch über zwei Stunden den Weg. An dieser Stelle würde ich dir also lieber raten, den Manu Nationalpark außerhalb der Regenzeit zu besuchen.
Manu Nationalpark Tag 2:
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Frühmorgens ist die Tierwelt am aktivsten. Gegen sechs Uhr fahren wir zum See Machuwasi, wo wir vom Floß aus diverse Vogelarten bewundern konnten. Ein Fernglas ist im Dschungel übrigens Gold wert!
Zurück in der Unterkunft gibt es Frühstück und ich treffe auf Walter, meinen lokalen Guide für den restlichen Vormittag. Von Salvación fahren wir weiter zum Hafen von Shintuya, um mit dem Holzkahn ins buchstäbliche Bilderbuchparadies überzusetzen. Nicht unweit vom Ufer befinden sich heiße Quellen, in denen man baden kann.
Aber viel mehr Lust habe ich auf die 40-minütige Wanderung zu einem versteckten Wasserfall, in dem ich ebenfalls baden kann. Und bei feucht-heißen Temperaturen entscheidet man sich doch viel lieber für ein kaltes Bad im Wasserfall, oder? So wandern wir auf einem verwilderten Pfad durch den Wald und Walter erzählt mir nebenbei eine Legende seines Volksstamms Arawak.
Schon von weitem kann ich das Rauschen des Wasserfalls hören, es ist ein Rauschen, welches einem noch ewig in Erinnerung bleibt. Ebenso wie die großen blauen Schmetterlinge, die so genannten “Morpho Menelaus”, die kreuz und quer durch die Luft flattern – auf und hinab, auf und hinab – so als würde es keine andere Realität, keinen anderen Ort außer diesen hier geben.
Jedesmal wenn ich Teil eines solchen Naturschauspiels bin, frage ich mich, wie wir Menschen in dem hektischen Wahnsinn unserer Großstädte, eingepfercht in Hochhäusern und in Shopping-Centern überleben können.
“Für mich ist dieser Ort das Paradies.
In jedem Flügelschlag der vorbei flatternden Schmetterlinge liegt ein Hauch von Ewigkeit.”
Bevor es zurück nach Shintuya geht, gibt es gebratenen Fisch und eine Beilage aus Maniok zum Mittagessen.
Danach setzen wir unsere Reise zum Hafen Shipitiari fort und die hat es in sich! Die Fahrt im Geländewagen und bei offenem Fenster durch den Manu Nationalpark ist ein Erlebnis für sich. Ich bewundere viele exotischen Pflanzenarten und versuche in den Ästen und Baumkronen Vögel zu entdecken. Und siehe da: Ich habe Glück und kann einen Guacamayo und viele Gelbrücken-Stirnvögel ausfindig machen. Aufgrund der Regenzeit haben sich Flüsse gebildet, die wir mit dem Geländewagen einfach durchqueren, aber dafür sind Geländewagen ja da.
Nach fast drei Stunden erreichen wir den Hafen Shipitiari, wo bereits Gregorio, Präsident der Gemeinde, und seine Tochter Karen auf uns warten. Der perfekte Zeitpunkt ist gekommen, um meine neuen Gummistiefel anzuziehen (extra noch in Cusco gekauft ;)). Laut Rosbert sind in der Regenzeit viele Wege im Dschungel völlig überschwemmt oder bestehen komplett aus Matsch.
Noch wichtig: Für den Besuch der Gemeinde Shipetiari ist eine Grippe- und Gelbfieberimpfung zwingend erforderlich. Diese wird noch vor Abfahrt mit dem Boot überprüft. Ich konnte mich reibungslos vor Ort in Manu gegen Grippe impfen lassen. Der Grund ist gar nicht mal die Gemeinde selbst, sondern die unkontaktierten Stämme, die in der Manu-Region auftauchen und die man vor Zivilisationskrankheiten schützen möchte.
Angekommen in Shipitiari offenbart sich mir direkt das Ausmaß von Matsch, durch welches ich mich mit meinen Gummistiefeln kämpfen muss. Nach zehn Minuten Wanderung erreichen wir die Herberge mit dem lustigen Namen „Pankotsi“ (Machiguenga für „Haus“). Die eigentliche Gemeinde Shipitiari mit den Wohnhäusern seiner Familien liegt von hier 20 Minuten entfernt.
Wir werden äußerst herzlich von den Gemeindemitgliedern begrüßt und können uns dann für eine halbe Stunde in unserer Dschungelhütte ausruhen. Direkt auf Anhieb freue ich mich auf drei Nächte im Dschungel, die neugebauten Holzhütten sind zu einer Seite komplett offen, sodass man sich noch mehr mit dem Regenwald verbunden fühlt. Auch das Freiluftbad ruft Euphorie in mir hervor: Duschen während eine Kolonne Affen durch die Baumkronen springt? Wie cool ist das bitte ;) Die Betten sehen bequem aus und sind mit Moskitonetzen, die mich vor nicht willkommenen Bewohner des Regenwalds abschirmen sollen, überspannt.
Die Herberge wird durch ein Netz aus Wanderwegen (so genannten „Trochas“) umgeben. Am späten Nachmittag nutzen wir das sonnige Wetter, um einen der vielen Wege zu erkunden und uns mit der Umgebung vertraut zu machen. Begleitet werden wir von Angel und Jesus aus der Gemeinde. Sie machen uns auf Tiere aufmerksam, die man als nicht Wissender völlig übersehen hätte. Wie auf einen kleinen Frosch zum Beispiel, der aussieht wie ein Stück Baumrinde oder einen großen grau-braunen Schmetterling mit einem großen Auge. Doch irgendwann heißt es unverhofft umkehren, denn mit dem Feinsinn eines Machiguengas ausgestattet, hören Angel und Jesus den Regen schon von weitem.
Manu Nationalpark Tag 3:
Ich freue mich, denn heute werde ich die Gemeinde besuchen und an verschiedenen Workshops teilnehmen. Währenddessen veranstaltet Rosbert eine Schulung mit den Gemeindemitgliedern, in der sie lernen sollen, in Eigenverantwortung Reservierungen entgegenzunehmen sowie ihre Angebote für die Besucher zu verbessern.
Meine auserwählte Begleitung für den Tag heißt Karen. Sie soll dafür sorgen, dass ich nicht vom Pfad abkomme, gegen irgendwelche Äste renne bzw. im Matsch steckenbleibe.
Karen ist 19 Jahre alt und hat den Großteil ihres Lebens in Lima gelebt. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass viele Jugendliche die Gemeinde verlassen, um in den großen Städten des Landes zu studieren. Erst vor einem Jahr kam Karen zurück in den Dschungel und nun spielt sie mit dem Gedanken Tourismus zu studieren, um später einmal Guide zu werden. Motiviert ist sie jeden Falls, sie möchte Deutsch, Französisch und Englisch lernen. In den zwei Tagen, die wir zusammen verbringen, bringt Karen mir einige Begriffe der Machiguenga-Sprache bei und ich ihr einige Vokabeln Deutsch. Die wichtigsten Machiguenga-Wörter sitzen auf Anbieb: „Kameti“ heißt „super“ oder „gut“ und kann so ziemlich für alles verwendet werden, was irgendwie positiv ist. „Oga“ heißt „Hallo“ und „poshini“ heißt „lecker“, was ebenfalls nützlich ist. Die Tatsache, dass ich am Ende meines Aufenthalts ein wenig Machiguenga sprechen konnte, sorgte für großes Aufsehen. Stell dir mal vor, was für Augen die Bewohner Shipitiaris machen, wenn du sie besuchst und sie direkt auf Machiguenga begrüßt? ;) Übrigens bedeutet das Wort „Machiguenga“ so viel wie „Mensch“.
Am Vormittag besuchen wir als erstes das Haus von Margot, wo ich lerne, wie man Masato macht. Masato ist eine Art Bier, das Pendant zum Chicha der Anden. Gemacht wird es größtenteils aus Maniok („Yuca“) sowie etwas Süßkartoffel und Mais. Maniok ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel im Regenwald, es gibt sogar eine Legende mit dem Mond, die erzählt, wie die Machiguenga begannen, die Maniok-Pflanze zu kultivieren und zu essen.
Anstatt Maniok im Markt zu kaufen, bekomme ich eine Machete in die Hand. Damit traut man mir zu, den Maniok-Baum in Einzelteile zu zerlegen und später die Wurzeln (Maniok ist eine Wurzel) aus dem Boden zu graben. Natürlich wird mir alles Schritt für Schritt gezeigt und ich gebe anschließend mein Bestes ;)
Danach befreien wir die Wurzeln vom Dreck, entfernen mit dem Messer die Rinde, waschen die Wurzeln und schneiden sie in kleine Stücke. Im Anschluss wird das Maniok in einem Topf für längere Zeit gekocht.
In dieser Zeit gehen Süßkartoffeln und Mais durch die Presse. Ich hätte nicht gedacht, wie Komplex die Zubereitung von Masato sein kann, jeden Falls hält man sich damit ordentlich beschäftigt. Meine Muckis brauche ich später noch als es heißt, die gekochte Wurzelmasse im Topf umzurühren und zwar mit einem riesigen und schweren Holzstab. Nach und nach wird Wasser hinzugefügt, sowie die Süßkartoffel-Mais-Masse, die wir zuvor durch die Presse gedrückt haben. Zwei Stunden später ist das Werk vollbracht und ich darf meinen ersten Becher Masato trinken! Noch ist das Getränk harmlos und besitzt null Prozente. Das ändert sich jedoch in wenigen Tagen, wenn die Fermentation einsetzt.
Etwas erledigt vom ersten Workshop schleppe ich mich 20 Minuten durch den Matsch und zurück zur Herberge, wo bereits das Mittagessen auf uns wartet. Und wer hätte das gedacht: Maniok ist Protagonist der heutigen Speise, die mir super gut schmeckt. Es gibt „Yuca rellena“, also mit Fisch und Gemüse gefüllten Maniok.
Am Nachmittag folgt der zweite Workshop, diesmal mit Martin, dem Bruder von Karen. Ganz nach Tradition lerne ich, wie man einen Pfeil herstellt. Dazu schnitzen wir eine Spitze aus Holz, die später an einem Bambus-Stab befestigt wird. Die Federn am Ende des Pfeils sind wichtig, damit der Pfeil richtig fliegt. Bis heute gehen die Machiguenga auf die Jagd, auch wenn der Bedarf nach selbsterlegten Fleisch weniger geworden ist. Ob unsere Pfeile auch wirklich flugtauglich sind, wird selbstverständlich im Anschluss getestet. Elegant nimmt Martin Pfeil und Bogen in die Hände, spannt das Seil vom Bogen und lässt den soeben gebauten Pfeil einige Meter weit schießen. Bravo!!! Und jetzt bin ich dran. In meinen Händen sieht die Angelegenheit alles andere als gekonnt aus, es ist erstmal der jämmerliche Versuch, Pfeil und Bogen irgendwie in den Händen zu halten. Ich würde mich selbst noch nicht mit auf die Jagd nehmen, zum Glück steht das nicht zur Debatte :)
Manu Nationalpark Tag 4:
Am heutigen Vormittag erkunde ich weitere Wanderwege in der Umgebung. Gemeinsam mit Karen wandere ich zu einer Aussichtsplattform, wo man in der Trockenzeit auch übernachten kann. Mit etwas Glück kann man von hier aus Tapire, Affen und Rehe sehen. Mit etwas mehr Glück sogar einen Jaguar! Aufgrund der Regenzeit bleiben die lieben Tierchen in ihren Verstecken. Ein weiterer Grund die Gemeinde in der Trockenzeit von Mai bis Oktober zu besuchen ist eben auch, dass die Wahrscheinlichkeit größer ist, wilde Tiere zu sehen.
Damit ich trotzdem etwas habe, worüber ich mich freuen kann, macht Karen im Matsch die Tierspuren von einem Tapir ausfindig. In diesem Moment steht fest: Wenn Karen erstmal studiert hat, wird sie eine tadellose Touristenführerin abgeben :) Ein weiterer Pfad führt uns zu einem gigantischen Urwaldbaum, dessen mächtige Wurzeln in alle Himmelsrichtungen ausschlagen.
Auf dem Weg zurück in die Herberge Pankotsi bleibt Karen abrupt stehen und zeigt hinauf zu den Baumkronen. Kleine Affen springen durch die Bäume, wir beobachten sie eine ganze Weile lang.
Am Nachmittag mache ich mit Rosbert meine letzte Wanderung in das Dorf, wir möchten Alicia und ihren Mann einen Besuch abstatten. Die beiden sind als „Naturheiler“ der Gemeinde bekannt, hier kommt jeder her, dem es körperlich oder mental nicht gutgeht.
Und dann stelle ich fest: Die zwei Tage in der Gemeinde gehen viel zu schnell rum und morgen steht bereits die Rückreise nach Salvación und Cusco auf dem Programm. Am liebsten wäre ich noch ein paar Tage geblieben, die Menschen der Gemeinde sind so gastfreundlich und aufgeschlossen, fast hätten sie mich überredet, noch über Karneval zu bleiben, um mit ihnen Masato (diesmal MIT Alkohol ;)) zu trinken. Aber so wie der Dschungel mich gerufen hat, so ruft eben auch Cusco und die Arbeit.
Als größtes Geschenk nehme ich mir ein Stück Gelassenheit mit, hier im Dschungel läuft das Leben so viel entspannter ab. Niemand stresst sich, niemand fühlt sich verpflichtet, den Besuchern eine Show abzuliefern. Stattdessen sitzt man beieinander, lacht miteinander, bewundert voller Anerkennung, wenn wieder eine neue Machiguenga-Vokabel hängen geblieben ist und teilt das einzige, was überhaupt nur zählt: Die gemeinsame Zeit.
Manu Nationalpark Tag 5:
Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Wir haben Glück, denn es hat die ganze Nacht nicht geregnet und der Flusspegel erlaubt die Fahrt im Holzkahn zurück zum Hafen. Zum Abschied erleben wir einen Sonnenaufgang, wie ihn National Geographic nicht besser hätte zeigen können (so die Worte meines Reisebegleiters ;)).
Auf der gegenüberliegenden Flussseite wartete bereits Fahrer und Geländewagen, um uns nach Salvación zu bringen. Und hier bestiegen wir pünktlich um 11 Uhr den Bus zurück nach Cusco.
Warum ich Gemeinde-Tourismus unterstütze
Zum Abschluss meines Berichts möchte ich gerne einen Gedanken mit dir teilen, der mir sehr wichtig ist und der erklären soll, warum ich dieses Gemeindeprojekt befürworte.
Wir leben in einer Welt, die sich im rasanten Wandel befindet und der Fortschritt geht natürlich nicht an den Indigenen im Urwald vorbei. Mein Reisebegleiter Rosbert formulierte es so: „Ein kontaktierter Mann, ist automatisch ein Mann mit Problemen.“ Und er hat recht. In dem Moment, in dem sich bisweilen unkontaktierte Stämme der modernen Zivilisation nähern und Eltern ihre Kinder in die großen Städte zum Studieren schicken, weil sie glauben, dass dies das bessere Leben sei, in genau diesem Moment spielt Geld eine Rolle. Vorher war das Leben der Urwaldstämme vom gegenseitigen Nehmen und Geben ihrer Mitglieder geprägt, Geld gab es nicht.
Aus meiner Sicht ist der Kommunaltourismus eine der nachhaltigsten Möglichkeiten für die Indigenen, Geld zu verdienen. Dafür müssen sie sich nicht in illegale oder unmoralische Geschäfte wie den dreckigen Goldhandel verwickeln lassen, sie müssen nicht ihre Wälder abholzen oder begehrte Tierarten töten. Ganz im Gegenteil, durch die Besucher wird es wichtiger denn je, diesen einzigartigen Lebensraum zu schützen. Wenn ich jetzt davon schwärme, wie „einfach und ursprünglich“ das Leben der Gemeinde ist, dann bin ich mir durchaus bewusst, dass Besucher über die Jahre einen Einfluss auf die Gemeinde, deren Werte und Lebensart haben werden. Aber das ist ein natürlicher Wandel, den wir überall auf der Welt durchmachen.
Die Frage ist, wie nachhaltig die Gemeinde und seine Besucher diesen Prozess gestalten und welchen Beitrag jeder einzelne für einen gesunden Werteaustausch beisteuern kann.
Manu Nationalpark
Vielen Dank an RESPONSible Travel Peru, die mich auf diese Tour in den Manu Nationalpark eingeladen und einen tollen Job gemacht haben!
Liebe Nora,
Du hast mal wieder einen umwerfenden Artikel geschrieben und tolle Fotos gemacht. Es ist sehr bewunderswert, wie Du immer Stellung nimmst und genau so beschreibst, wie es ist. Man sieht nicht immer wilde Tiere, der Dschungel ist kein Zoo, in der Regenzeit ist es matschig. – Aber es gibt einem so viel, etwas von unserer “realen Welt” auszusteigen und sich an einfache Dinge zu besinnen.
Herzliche Grüsse nach Cusco.
Martina