Weihnachten im Dschungel? Eine mal andere Geschichte von Weihnachten …

Diese Geschichte habe ich geschrieben, nachdem ich im Dezember 2016 Weihnachten im Regenwald von Tarapoto verbracht habe. 10.000 Kilometer trennen mich und das alljährliche Fest aller Feste: Weihnachten. Man kann sagen, mein Weihnachts-Weltbild ist recht festgefahren. Dschungel und Weihnachten – das waren bisher zwei Begriffe, die sich partout ausschlossen. Das sollte sich aber dieses Jahr am 24. Dezember für immer ändern. Plötzlich befinde ich mich im peruanischen Regenwald und stelle fest, dass das Paradoxon zur Realität wird.

 

Weihnachts-Realitäten

Ob man es glaubt oder nicht, es gibt tatsächlich eine andere Realität von Weihnachten und Menschen, für die sich „Schnee“ und „Weihnachten“ partout ausschließen. Wie zum Beispiel die Menschen aus San Roque de Cumbaza bei Tarapoto. Drei Monate darf ich diesen Ort in den Tropen und sein Kunstzentrum Sachaqa mein Zuhause nennen. Ein vom Weltstress verschonter Fleck Erde, in dem die Bewohner noch ohne schlechtes Gewissen einfach nur nichts tun. Das heißt zum Beispiel im Schaukelstuhl vor der eigenen Haustür zu sitzen und das sporadische Treiben zu beobachten. Dass es so etwas wie Schnee gibt, wissen die Menschen höchstens aus Filmen oder Erzählungen. Und obwohl in diesen tropischen Gefilden keine Tannenbäume wachsen und sich der Weihnachtsmann sicher noch nicht hierher verirrt hat, haben europäische Traditionen auf das jährliche Weihnachtsspektakel abgefärbt. Im Nachbardorf Aucoloma singt eine Schulklasse in Shorts und roter Zipfelmütze ein paar bekannte Weihnachtslieder, bevor euphorisch Fußball gespielt wird: ein herrliches Bild.

 

 

In Tarapoto steht auf dem Hauptplatz ein überdimensional großer und wie wild funkelnder Weihnachtsbaum, der für meinen Geschmack deutlich zu überladen ist.

 

 

Weihnachten bei 35 Grad

Weihnachten hatte sich also schon vor Tagen angekündigt. Doch es scheint, als würde die brütende Morgenhitze unter meinem Moskitonetz und das vibrierende Dschungelkonzert vor der Holzhütte vertuschen wollen, welch ein besonderer Tag heute ist. Wäre ich in Deutschland, würde ich mich vermutlich in dicke Wollsachen packen, sicherstellen, dass die Heizung aufgedreht ist, und mir zur Feier des Tages einen warmen Kakao mit einem Schuss Baileys zubereiten. Hier im Dschungel bei feuchtheißen 35 Grad freue ich mich stattdessen über eine kalte Regenwasser-Dusche, auf eine saftige Mango zum Frühstück und einen schattigen Platz, an dem man es halbwegs gut aushält. Wo man in nördlichen Breitengraden durch Lichterketten, nach Zimt duftenden Weihnachtskeksen, strahlenden Schwibbögen, Weihnachtsgedudel und Geschenke-Marathons permanent mit Weihnachten bombadiert wird, kommt es mir im Dschungel nur gelegentlich in den Sinn.

 

 

Ich schaue aus dem Fenster und sehe Palmen statt Weihnachtsbäume. An Stelle einer mit Schnee veredelten Winterlandschaft sehe ich Grün, wohin das Auge reicht. Weiß sind an diesem Morgen nur die vorbeiziehenden Wolken am größtenteils blau strahlenden Himmel. Ich höre es summen, dann klatsche ich wütend mit der Handfläche auf meinen Arm und jetzt wird mir noch mehr bewusst: Moskitos haben in meinem Weihnachtsweltbild bitteschön nichts verloren. Doch jetzt bin ich hier und erstaunlich glücklich. Innerlich seufzte ich sogar vor Erleichterung, denn auf die obligatorischen Weihnachtsdramen kann ich gut und gerne verzichten. Vor mir liegt ein stinknormaler Tag ohne weihnachtliche Verpflichtungen. Wobei ganz so “stinknormal” ist der Tag dann doch nicht, denn die Besitzer vom Kunstzentrum, Daniel und Trina, haben zu einem weihnachtlichen Abendessen in der Gemeinschaftsküche aufgerufen. Jeder soll eine Spezialität aus seinem Land vorbereiten und bei fünf Leuten aus Peru, England, Japan, Indien und Deutschland wird es sicher bunt und köstlich. Ich übernehme den Teil des Nachtischs und lasse dafür am Nachmittag einen gut duftenden Apfelstrudel im Ofen backen. Die Hitze im Dschungel macht selbst dem Ofen Konkurrenz!

 

 

Am Abend sitzen wir zusammen, schlagen uns die Bäuche mit den internationalen Spezialitäten voll und philosophieren, wie so oft, über das harsche Leben im Dschungel und über Kunst. Zwar springt der Weihnachtsfunke trotz tropischer Temperaturen nicht über, aber dafür ist die Stimmung umso besser. Was zählt, ist von gleichgesinnten Menschen umgeben zu sein. Das Datum und der Anlass spielen keine Rolle. Gerade in dieser Einfachheit liegt dieses Jahr mein größtes Weihnachtsgeschenk. Die größte Weisheit zum Abschluss des Jahres lautet: „Bescheidenheit und Dankbarkeit“.  

 

2 Begegnungen nach Weihnachten

Wie bescheiden und dankbar die Menschen in Ländern wie Peru sein können, zeigt sich bei meinem Besuch im kleinen Dschungeldorf Chazuta bei Tarapoto kurz nach Weihnachten. Ich habe in Chazuta gelernt, wie man aus natürlichen Pflanzen Papier produziert und wie man nach alter Tradition Tonkrüge- und Teller herstellt. Es war ein wunderbarer Tag mit Daniel und Niky. Zum Mittag gab es in der Schokoladenfabrik Sachacao ein traditionelles Essen aus der Region und die beste und einfachste Schokolade, die ich jemals gegessen habe. Als Schokoladen-Junkie kenne ich mich übrigens gut aus und das Geheimrezept könnte simpler nicht sein: Purer Kakao aus den Bergregenwäldern und Honig. Es war so köstlich. Später fragt Daniel die Besitzerin Marie Elena, wie ihr Weihnachtsfest war: „Que tal navidad?“ Sie erwidert die simplen Worte „Bien. Gracias, que estamos“ (Gut. Danke, dass wir hier sein dürfen). Wieder einmal: Nicht mehr und nicht weniger. Warum auch immer, diese Antwort geht mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf. Diese Worte sind so sehr hängen geblieben, dass sie nun Gegenstand dieses Textes sind. Weniger ist mehr im Leben. Je mehr Zeit ich im Dschungel von Peru verbringe, desto mehr wird mir das bewusst.

 

 

Im Keramikzentrum habe ich dann eine zweite, sehr bewegende Begegnung mit Maria. Ihr Alter steht ihr förmlich ins Gesicht geschrieben, ihre Lebensfreude ebenso. Sie knetet und rollt Schlangen aus Ton mit einem sturen Lächeln auf dem Gesicht. Ich beginne ein Gespräch und frage sie, wie lange sie schon hier arbeitet. Sie antwortet: „Ihr ganzes Leben“. Und wie alt sie sei? „85 Jahre“. Ich scherze daraufhin, sie sehe wie 50 aus, so fleißig und voller Elan, wie sie töpfert. Sie schmunzelt daraufhin und beginnt einen längeren Monolog über ihre Tradition, wie sie seit ihrer Kindheit diese Tonkrüge mit ihren Händen formt und welche Bedeutung dieses Kunsthandwerk für sie hat. Ihre Erzählungen werden immer mal wieder von einem „Ya Señorita, así es. Así trabajamos“ (Genau Señorita, so ist es. So arbeiten wir) unterbrochen. Alles stammt aus der Natur. Der Ton. Die Farben. Ja, selbst die Pinsel sind aus ihren Haaren gemacht. Früher wurden Lampen, Teller, Töpfe, ja so ziemlich alles aus Ton hergestellt, heute wird vieles durch Plastik ersetzt. Maria ist eine wahre Power-Frau und so verpackt sie sehr gewissenhaft den von mir ausgewählten Krug in Zeitungspapier. Was mich Maria gelehrt hat? Mit einer sturen Beharrlichkeit das zu tun, was mir Freude bereitet. Diese Frauen werden mit ihren Tongefäßen wohl niemals die Welt erobern, aber sie sind doch aus tiefstem Herzen dankbar für das, was sie haben. Am Ende erobern sie einfach nur ihr eigenes, bescheidenes Glück. Und ist Glück nicht das, wonach wir alle streben?

Nora

Nora

Reiseautorin & Fotografin

 

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