Wir reisen in ein Land, weil wir dessen Eigenschaften wertschätzen. Wir sollten demzufolge ein Interesse an dem Erhalt dieser Eigenschaften haben.
Ganz nach dem Motto:
“Ich zeige dir wie ich und meine Familie leben und du ermöglichst es mir und meinen Kindern, weiterhin so zu leben und im Idealfall unsere Lebensqualität zu verbessern.”
Kommunaler Tourismus heißt gegenseitiges Nehmen und Geben.
“La tierra de los Yachaqs” im Heiligen Tal
Vor ein paar Jahren habe ich das Projekt “La tierra de los Yachaqs” mit meinem Papa und einem Bekannten namens Thomas kennen lernen dürfen. Wir verbrachten vier Tage und drei Nächte mit den Bewohnern des Projektes. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Projekt noch in der Anfangsphase und einiges ging noch drunter und drüber. Wir fühlten uns jedoch in guten Händen und wurden sehr herzlich von den Einheimischen empfangen.
“La tierra de los Yachaqs” ist ein Tourismusprojekt welches aus der Gemeinschaft von acht Kommunen im Heiligen Tal der Inka gegründet wurde und autonom von den Gemeindemitgliedern gemanagt und verwaltet wird. Die Gewinne durch touristische Aktivitäten werden fair verteilt. Das Projekt bietet seinen Besuchern die Möglichkeit einen Einblick in die Kultur, Lebensweise und Traditionen der Landbevölkerung zu erhalten und diese mit den Programmgebühren direkt zu unterstützen. Zudem sollen die Jahrhunderte alten Traditionen wertgeschätzt und bewahrt werden.
Veränderung der Lebenswelt
Klimatische Veränderungen machen es der Landbevölkerung immer schwieriger, unabhängig zu wirtschaften. Die Ernte fällt in schlechten Zeiten immer bescheidener aus und so sind die Menschen auf externe Lebensmittel angewiesen, die sie nur sehr schwer finanzieren können. Daher birgt in dem kommunalen Tourismus ein großes Potential. Zudem bieten die touristischen Aktivitäten vor allem Beschäftigung für die Frauen.
Die native Bevölkerung besitzt einen großen Wissensschatz, den sie von ihren Vorfahren geerbt haben. Dazu gehört das Wissen über Astronomie und Umwelt, Landwirtschaft, Heilpflanzen, das Herstellen von Kunsthandwerk wie Textilien und Keramik, Zeremonien und das Wissen über alte Legenden und Weisheiten. All das steht im Einklang mit der Natur und der Muttererde, der Pachamama.
Das Projekt von La Tierra de los Yachaqs hat ein einheitliches Konzept entwickelt, welches die Gemeinden nach verschiedenen Themen unterteilt und somit die jeweiligen Stärken einer Kommune fördert. So kann der Besucher in jeder Gemeinde etwas Neues lernen und sich sein Programm nach eigenem Interesse selbst zusammenstellen.
Textilprogramm in Amaru
Damals haben wir zunächst das Textilprogramm in Amaru besucht. Hier wurden wir in die Geheimnisse der Textilkunst eingeweiht. Ein aufwendiger Prozess, der einem bewusst macht, dass Kunsthandwerk auch seinen Preis hat. Zunächst sind wir wandern gegangen und haben verschiedene Pflanzen gesammelt. Man erklärte uns, dass jede Pflanze später eine unterschiedliche Farbe hervorbringt.
Dann musste das Schaf geschoren werden. Ich dachte, ich kann mir das Ganze in Ruhe mit ansehen aber dann wurde ich aufgefordert, die Klinge anzulegen. Ob das so klug war aber niemand hat Verletzungen davon getragen :)
Danach wurde die Wolle gewaschen …
Daraufhin gesponnen und aufgewickelt ….
Und danach gemeinsam mit den Pflanzen gekocht.
Erst dann haben wir mit dem eigentlichen knüpfen der Textilien losgelegt. Daran sitzen die Frauen, je nach Größe des Textiles dann einige Tage.
Die Muster und Farben erzählen alte Legenden der Vorfahren. Es gab damals keine Schrift, somit dienten diese Technik als Vermittler alter Weisheiten. Wir haben auch in den Kommunen in rustikalen und sehr gemütlichen Unterkünften übernachtet. Am Abend saßen wir mit den Einheimischen zusammen und haben versucht uns mit Händen und Füßen zu verständigen, denn die wenigsten sprechen hier Spanisch, sondern nur die Ureinwohnersprache “Quechua”.
Wanderung durch das Heilige Tal
Am zweiten Tag lag eine weite Wanderung vor uns. Es ging an einer glasklaren Lagune, Alpakaherden und weiten Feldern vorbei. Wir mussten zudem einige hohe Pässe überqueren.
In dem nächsten Projekt haben wir einen Einblick in die Traditionen der Landwirtschaft erhalten. Es wurden uns typische Rituale und Zeremonien vorgeführt, die Saat und Ernte nach dem Glauben der Nativen beeinflussen. Immer im Einklang mit der Natur und der Pachamama, der Mutter Erde. Am Abend wurde eine traditionelle “Pachamancha” zubereitet. Nach alter Tradition werden hierfür Kartoffeln und Fleisch in Maisblätter eingewickelt und in einem Erdofen durch heiße Steine erhitzt.
Kochen nach überlieferten Rezepten
Am nächsten Tag stand Kochen mit Einheimischen auf dem Programm. Peru ist bekannt für seine aufstrebende Gastronomie aber ohne das Wissen der alten Kulturen über Astronomie und Landwirtschaft, wäre das heute gar nicht denkbar. So stammen zum Beispiel an die 3.000 Kartoffelsorten aus Peru, daneben das Trendprodukt „Quinoa“ und der Mais. In einem der Kommunen lernten wir peruanische Gerichte zu kochen, wie zum Beispiel das Gericht „Causa“ und „Rocoto Relleno“.
Die Multitasking Pflanze Achupalla
Im Heiligen Tal der Inka wächst eine ganz besondere Pflanze und die Indigenen haben ein beeindruckendes Wissen über die Nutzung dieser Pflanze namens Achupalla. Sie ist multifunktional einsetzbar und das wurde uns auch demonstriert. Zum einen dient ihr recht robuster Stamm als Wasserspender und man kann einen Teil davon essen.
Im Inneren der Pflanze leben Raupen, welche für die Indigenen eine Art Delikatesse darstellen und die geröstet auch auf dem Teller landen.
Im getrockneten Zustand lassen sich die Stämme zu Kunsthandwerk umwandelt und die Blätter dienen als Futter für die Meerschweinchen.
Heilpfanzenprojekt
Desweiteren gibt es eine Kommune, die das Thema Kräuter und Heilpflanzen thematisiert. Sehr beeindruckend ist das verankerte Wissen über Pflanzen und deren schmerzlindernden oder gar heilenden Wirkungen. Viele dieser Pflanze wachsen überhaupt erst auf diesen Höhen und sind in anderen Klimazonen nicht vorzufinden.
Wer mehr über das Sozialprojekt erfahren möchte, der kann mir gern schreiben oder sich direkt an das Projekt wenden. “La tierra de los Yanchaqs”
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