Reise durch Zentralperu: Mit der Eisenbahn quer durch die Anden bis nach Huancayo, weiter mit der Schmalspurbahn „El Macho“ nach Huancavelica auf 3.700 Metern, mit dem Bus durch verschlafene Andennester und vorbei an hunderten Alpakas bis in die Stadt der 33 Kirchen und einer bewegenden Geschichte, Ayacucho. Von dort weiter über Andahuaylas bis nach Cusco.
Reise durch Zentralperu auf der Karte
Lima – Huancayo – Huancavelica – Ayacucho – Andahuaylas – Cusco
Reisezeit für die Reiseroute durch Zentralperu
Diese Route durch Zentralperu bin ich im Mai 2017 zum ersten mal gereist. Mit dem Monat Mai habe ich mir genau die richtige Reisezeit ausgesucht. Denn wie du auf meinem Blog auch lesen kannst, ist im Mai die Regenzeit in den Anden vorüber, dafür ist die Vegetation noch nicht ganz so trocken wie in den kommenden Monaten ab Juli/August.
Abhängig war der Termin meiner Reise auch von der Abfahrt der peruanischen Zentralbahn „Ferrocarril Central Andino“ von Lima nach Huancayo. Ich wollte unbedingt mit dieser legendären Eisenbahn fahren, die sich ihren Weg quer durch die Zentralanden bahnt und auf dem Weg einen 4.781 Meter hohen Scheitelpunkt überwindet. Da auf der Bahnstrecke nur zwei mal im Monat (April bis November) ein Touristenzug verkehrt, muss man seine Reise rechtzeitig buchen und danach planen.
Internetseite vom Ferrocarril Central Andino: https://www.ferrocarrilcentral.com.pe/index_.php
In wenigen Tagen folgt ein ausführlicher Artikel über meine Eisenbahnfahrt im Ferrocarril Central Andino. Schau auf meinem Blog vorbei oder abonniere meinen Newsletter, der dich über die neusten Artikel informiert.
Bus von Lima nach Huancayo
Alternativ kann man die Strecke von Lima nach Huancayo auch mit bequemen Bussen fahren, die eine kürzere Fahrzeit haben. Die Busgesellschaft Oltursa fährt beispielsweise abends um 22Uhr in Lima los und kommt in Huancayo am nächsten Tag um 07Uhr morgens an.
Alleine reisen auf der Strecke durch Zentralperu
Vor wenigen Tagen erhielt ich eine Nachricht von einer Leserin, die mich fragte, wie sie am schnellsten von Huancayo nach Cusco kommt. Ihr fehlte der Kontakt mit anderen Reisenden, sprich, sie fühlte sich ziemlich allein. Das konnte ich auch nachvollziehen, denn während meiner Reise durch die Zentralanden fühlte ich mich zum Teil auch allein und wie ein Wesen von einem fremden Stern.
Man sollte im Vorfeld wissen, dass die Zentralanden als Reiseregion relativ unbekannt sind und sich deswegen eher selten ausländische Reisende hierher verirren. Das hat seinen Reiz, denn als Reisender ist man keine Nummer, sondern eben ein Reisender aus einem fremden Land, der schnell ins Gespräch verwickelt und dem überschwänglich schnell geholfen wird (Ohne finanzielle Hintergedanken). So kam ich mit der Schmalspurbahn „El Macho“ in Huancavelica an und wurde überaus freundlich von zwei Polizistinnen zu meiner Unterkunft begleitet. Die zwei neugierigen Frauen Veronika und Maria wollten auf dem Weg alles von mir wissen. Woher, wie jung, was ich arbeite, was ich ausgerechnet HIER mache, usw. :) Solche Bekanntschaften sind auf den bekannten Reiserouten in Südperu selten geworden.
Auch die touristische Infrastruktur ist in Zentralperu nicht wirklich gut ausgebaut. Das heißt, es fehlt an guten Unterkünften, Restaurants, Info-Stellen und besseren Transportmitteln. Ab und zu hab ich mir gewünscht mit dem Mietwagen unterwegs zu sein, denn viele sehenswerte Orte liegen abseits der Route. Aber das kann ich ja noch nachholen.
Höhepunkte in Zentralperu
Mein persönliches Reise-Highlight auf der Strecke durch die Zentralanden war die Fahrt in der Schmalspurbahn „El Macho“ (Huancayo nach Huancavelica) und die Stadt Ayacucho mit seiner wunderschönen Altstadt und den vielen Ausflugsmöglichkeiten. Wer sich die lange Anreise von Lima oder Cusco mit dem Bus ersparen möchte, kommt nach Ayacucho auch mit dem Flieger ab Lima (LATAM oder LCPeru). Gerade über Semana Santa (Ostern) ist in Ayacucho sehr viel los. Es lohnt sich zwischen zwei und vier Tage in Ayacucho zu verweilen.
Meine Reiseroute durch Zentralperu
Tag 1: Abfahrt vom Bahnhof Desamparados im Zentrum von Lima mit der Eisenbahn Ferrocarril Central Andino bis nach Huancayo. Die Hauptstadt der Region Junín liegt mit ihren rund 400.000 Einwohnern auf 3.260 Höhenmetern. In Huancayo komme ich spät am Abend an und verbringe drei Nächte in einem gemütlichen AirBnB von dem Artesano Joles (Kunsthandwerker) (Erhalte 30 Euro Guthaben auf deine erste Buchung bei AirBnB, wenn du dich über diesen Link anmeldest). Ebenfalls zu Gast sind zwei Französinnen und eine Amerikanerin, die für ein Freiwilligenprojekt längere Zeit in Huancayo verweilen.
Tag 2 bis 3: Gemeinsam erkunden wir das Innenzentrum von Huancayo mit seinem Hauptplatz „Plaza de la Constitución“, die interessanten Felsformationen “Torre Torre”, den Hügel mit Aussichtspunkt „Cerrito de la Libertad“ und den ruhigen Park „Parque de la Identidad Wanka“.
Zunächst plante ich eine Wanderung zum Gletscher Huaytapallana (5.557 Meter), auf der man bei verschiedenen Bergseen vorbeikommt. Diese werden auch „Los Lagunas Encantadas“ genannt. Dazu gehören die türkisblauen Lagunen Hatunccocha und Carhuaccocha. Leider kann ich die Tour nicht machen, Knie tut weh, aber vielleicht machst du sie ja, wenn du dort bist? ;) Ein sehr schöner Erfahrungsbericht über diese Wanderung, die wohl auch mit der Laguna 69 bei Huaraz mithalten kann, findest du auf dem Reiseblog von Francis Klippel.
Essen in Huancayo
Zwei gute Restaurants, die ich empfehlen kann, lauten: „Restaurante Café Detrás de la Catedral“ (Aji de Gallina probieren!) und „Restaurante Olimpico“, in beiden haben wir sehr gut gegessen. Ein typisches heißes Getränk aus Huancayo mit Pisco, Orangensaft und Honig ist das “Naranjita”. Dieses kannst du in der “Bar El Inka” probieren.
Tag 4: Heute besuchen wir den berühmten Kunsthandwerks-Markt, der immer Sonntags auf den Hauptstraßen Huancayos stattfindet. Souvenirs und Kunsthandwerk findet man in Huancayo viel günstiger als in Cusco.
Tag 5: Der Tag startet schon sehr früh, denn es geht mit der Schmalspurbahn „El Macho“ von Huancayo nach Huancavelica. Man könnte auch auf direktem Wege von Huancayo mit dem Bus nach Ayacucho reisen, aber diese Bahnfahrt hatte ich fest für meine Reiseroute eingeplant und bin deswegen einen weiteren Tag in Huancayo geblieben, da der Zug nach Huancavelica nicht täglich fährt. Inspiriert hatte mich übrigens der Bericht von Passenger on Earth über die Fahrt im „El Macho“.
Die Fahrkarte kann nicht im Voraus gekauft werden, sondern direkt am Tag der Abfahrt. Und ob der Zug dann wirklich fährt? Sein Name „El Macho“ (Der Macho) verrät schon, dass nicht immer auf ihn Verlass ist und der Zug kommt und abfährt wie er das halt für richtig hält ;)
Im Gegensatz zum Ferrocarril Central Andino handelt es sich in erster Linie um eine Bahn für Einheimische, Touristen sieht man meist nur eine Hand voll. Das spiegelt sich auch im Fahrpreis wieder. Inklusive Mittagessen habe ich 12 Soles bezahlt. Nochmal zum Vergleich, für die Fahrt von Lima nach Huancayo hatte ich 700 Soles bezahlt!
Heute zeigte sich der Zug von seiner zuverlässigen Seite. Als eine der ersten Passagiere stehe ich am morgen in der Schlange vor dem Bahnhof, um mir das heißbegehrte Ticket zu kaufen und mir meinen Platz zu sichern. Und pünktlich um 06:30 Uhr geht es dann auch schon los!
Was mich sehr überrascht, im Zug El Macho stehen diverse peruanische Speisen zur Auswahl, die alle frisch zubereitet werden und sehr köstlich sind. Mein Lomo Saltado war zumindest der Hammer! Einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass es zum Frühstück serviert wurde ;)
Die Fahrt dauert sechs Stunden und ist landschaftlich zwar nicht ganz so spektakulär wie die andere Bahnfahrt, aber dafür ist die Fahrt im El Macho ein wahres Erlebnis… erinnert ein bisschen an eine Busfahrt. Unterwegs steigen Verkäufer zu und versuchen lautstark ihre Waren (Käse, Honig, Brot …) unter die Leute zu kriegen.
Angekommen in Huancavelica werde ich von zwei Polizistinnen zu einem Hostal gebracht, dass sie mir empfehlen. Ich muss zugeben, in der kleinen Andenstadt auf 3.700 Meter fühle ich mich etwas verloren. Touristen scheinen sich hierher äußerst selten zu verirren, das belegt auch das Register, in welches ich mich später in dem einzigen Tourbüro eintragen werde. Mir war sofort klar, dass ich nicht lange bleiben werde und buche mir meine Fahrt im Bus Molina für den nächsten Abend.
Tag 6: Mit zwei Schweizerinnen, die ich unterwegs kennen lernte, mache ich mit dem Reisebüro „Wanka Wilka„ einen Ausflug zu den „4 Lagunas“. Was ich vorher nicht wusste, die vier türkisfarbenen Lagunen liegen quasi auf dem Weg nach Ayacucho. Für Mietwagen-Fahrer ist das natürlich praktisch, da sie tagsüber fahren und Fotos machen können, wie sie möchten. Die Busse nach Ayacucho fahren allerdings nur in der Nacht und wie wir alle wissen, kann man im Bus keine guten Fotos machen, es sei denn der Bus hat unterwegs eine Panne ;)
Deswegen bereue ich nicht die Tour gemacht zu haben. Highlight für mich waren die imposanten Berglandschaften der Zentralanden und die tausenden von Alpakas, die wir unterwegs sahen. Am höchsten Punkt unserer Tour schneite es sogar!
Den Abend verbrachte ich in Huancavelica in der Busstation von Molina. Mit einer leichten Verspätung von 30 Minuten sind wir aufgebrochen und kamen am nächsten Tag gegen 07 Uhr in Ayacucho an.
Tag 7: In Ayacucho verbringe ich vier Nächte in dem AirBnB von dem Retablo-Künstler Silvestre Deivis (Erhalte 30 Euro Guthaben auf deine erste Buchung bei AirBnB, wenn du dich über diesen Link anmeldest). Angesichts der Tatsache, dass das Angebot an Unterkünften nicht so berauschend ist, hatte ich mich für dieses AirBnB entschieden, es liegt sehr nah beim Busterminal. Es war sehr interessant in dem Haus eines Retablo-Künstlers zu wohnen und zu sehen, wie das traditionelle Kunsthandwerk aus Ayacucho hergestellt wird. Mein Zimmer war ruhig und sauber, ich hatte warmes Wasser und gutes Internet. Mit dem öffentlichen Bus war ich innerhalb von 20 Minuten im Zentrum. Eigentlich perfekt, hätte die Kommunikation mit den Besitzern etwas besser geklappt. Vielleicht bin ich etwas verwöhnt von anderen AirBnB-Unterkünften, wo ich überschüttet wurde mit Informationen und netten Behilflichkeiten, hier ging alles etwas anonymer zu. Aber ist auch okay.
In Ayacucho verbrachte ich vier Tage, die ich mit Stadterkundungen, Shopping-Touren und Ausflügen in die Umgebung auch gut gefüllt habe. Ayacucho lohnt sich! Und es gibt noch viel mehr zu sehen, sodass ich schon meinen zweiten Besuch in der Stadt der 33 Kirchen, des Kunsthandwerks und einer sehr bewegenden Geschichte plane.
Einen ausführlichen Bericht über meine Zeit in Ayacucho wird in wenigen Tagen folgen. Keine Sorge, ich informiere dich via Newsletter, wenn der Artikel erscheint ;)
Tag 7 bis 10: Ayacucho.
Tag 11: Auf der Strecke von Ayacucho nach Cusco verkehrt die Busgesellschaft „Expreso Los Chankas“. Man könnte die ganze Strecke nach Cusco in rund 20 Stunden durchfahren, ich habe mich allerdings für einen Stopp in Andahuaylas entschieden, wo man die archäologische Präinka-Stätte Sondór und die Lagune Pacucha besuchen kann. Ich kam gegen Mittag in Andahuaylas an, konnte mein Gepäck in der Busstation zwischenlagern und bin mit zwei Reisebekanntschaften mit einem Taxi nach Sondór gefahren. Hier verbrachten wir den Nachmittag bevor es am Abend gegen 22 Uhr im Bus bis nach Cusco ging.
Tag 12: Zurück in Cusco :)
Hola Nora,
erst einmal vielen Dank für diesen tollen Reisebericht.
Ich hab auch schon ganz viel aus dem Reiseführer “Quer durch Peru” gelernt und für meine Peru-Reise übernommen.
Meine Frage:
Ist diese Reise, wie Du sie hier beschreibst genau so zu buchen? Mit den freien Tagen in den einzelnen Destinationen?
Das wär genau das, was mir so vorschwebt. Eigentlich wollte ich mit dem Bus fahren aber ich denke, eine Zugfahrt ist wesentlich angenehmer.
Cordiales saludos
Herwart
Hallo Herwart,
Im Prinzip kannst du das genauso nachreisen aber zusätzliche freie Tage sind immer gut. Vor allem für Ayacucho, denn es gibt sehr viel zu sehen in der Umgebung. Och plane schon meinen zweiten Besuch!
Liebe Grüße aus Cusco,
Nora
Hallo Nora,
vielen Dank für die klasse Eindrücke. Mein Mann und ich kommen am 18.6.2019 in Lima an und wollen am 24.6. zum Fest Sacsayhuaman in Cusco sein. Deshalb wollen wir genau diese Strecke Lima-Huancayo-Ayacucho-Andahuaylas-Abancay-Cusco mit dem Bus machen. Wie ist das mit der Höhenkrankheit, lieber nicht machen, da keine Anklimatisierung erfolgte oder sollen wir es wagen? Reichen die 5 Tage aus, um wenigsten etwas zu besichtigen oder ist man nur auf Achse?
Ich freue mich über deine Antwort. Vielen lieben Dank.
Karin
Liebe Karin,
Ich denke, 5 Tage sind zu wenig für diese Strecke. Die Distanzen sind doch recht weit und so würdet ihr mehr Zeit im Bus verbringen, als wirklich etwas zu sehen unterwegs. Eventuell kommt ein Flug von Lima nach Ayacucho in Frage, dann könnt ihr euch entspannt diese schöne Stadt ansehen und dann mit dem Nachtbus (Moviltours) nach Cusco fahren :)
Ich wünsche euch eine erlebnisreiche Reise durch Peru,
LG, Nora