Dies ist ein Gastartikel vom Wanderblog Dustyboots zum Thema “Trekking Peru und die richtige Vorbereitung”. Uli und Christiane sind wahre Trekking-Experten und können allen, die ein Trekking in Peru planen, wertvolle Tipps geben.
Sie beantworten u.a. die Fragen:
– Welche körperliche Fitness braucht es für ein Trekking in Peru?
– Welche Kleidung/Ausrüstung muss man mitnehmen?
– Darf man einfach so campen wo man möchte?
– Wie ist das mit der Höhenkrankheit?
– Wo findet man Esel oder Pferde für den Gepäcktransport
– Wie ernährt man sich während so einem Trek?
– Wie geht man mit Müll um?
– Wie funktioniert die Wasserversorgung?
Trekking Peru – Alles, was du wissen solltest
Türkisblaue Lagunen, gigantische Eisriesen, heiße Quellen, einsame Pässe, unendliche Weiten… in Peru zu wandern heißt, mit offenem Mund unterwegs zu sein. Wenn du dich mit einem Herzschlag von 140bpm den Pass hinauf schiebst und das Alpaka neben dir gleichgültig kauend zuschaut, wenn du nachts den Sternenhimmel anschaust und du bei all der Schönheit Pipi in den Augen bekommst, wenn du dir den Sonnenbrand deines Lebens holen und gleichzeitig mit Eisbrocken um die Wette schwimmen kannst, dann spätestens weißt du: Das sind nicht die Alpen oder Mittelgebirge, du bist in einer komplett anderen Welt unterwegs. Und die ist der Hammer!
In Peru zu wandern bedeutet aber auch, dass du einige Dinge beachten musst, die in niedrigeren und weniger abgelegenen Wandergebieten keine so große Rolle spielen. Nächte von -15°C sind auch im Hochsommer keine Seltenheit, die Höhensonne brennt erbarmungslos vom Himmel und die Höhe gibt dir einen Ausblick auf die körperliche Performance als Greis.
Aufgrund der Höhe, des Klimas und Abgeschiedenheit vieler Routen stellen die peruanischen Anden spezielle Anforderungen sowohl an dich als auch an deine Ausrüstung.
Es gibt unzählige Tourenanbieter, die geführte Rundum-Sorglos Pakete bieten. Genau darum geht es in diesem Beitrag nicht. Wir gehen grundsätzlich auf eigene Faust in den Berge. In Peru sind wir mehr als einen Monat autark nur mit Zelt und Rucksack gewandert und haben dabei viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, die wir hier mit dir teilen möchten.
Los gehts:
VORBEREITUNG FÜR EIN TREKKING IN PERU
Sei fit
Jenseits der 3.500m zählt gefühlt jeder Höhenmeter doppelt. Und du merkst auch jedes Gramm auf dem Rücken doppelt. Eine gute Grundfitness erlaubt dir, nicht nur die Berge hinauf zu keuchen, sondern auch die Natur und den Weg zu genießen. Je gesünder und fitter du bist, desto mehr Spaß wirst du haben.
Akklimatisiere dich ausreichend bevor du eine große Tour startest
Die meisten Trekkingtouren in den peruanischen Anden liegen jenseits der 4.000m. Ab ca. 2.500m besteht die Gefahr der Höhenkrankheit. Mit zunehmender Höhe nimmt der Luftdruck ab, dadurch nimmt die Lunge weniger Sauerstoff auf und es kommt zur Unterversorgung. Spürst du Kopfschmerz, Übelkeit, Schlaflosigkeit oder Schwindel, musst du wieder etwas absteigen und eine Pause einlegen damit sich dein Körper langsam anpassen kann. Tust du das nicht, riskierst du ernsthafte Folgen wie Hirn- oder Lungenödeme.
Die Anfälligkeit für die Höhenkrankheit ist unabhängig von Alter und Fitnesslevel. Die Faustregel lautet: steige langsam auf und schlafe immer etwas niedriger als der höchste Punkt des Tages.
Optimalerweise hast du schon die ein oder andere Akklimatisierungs-Tour hinter dir. Wir empfehlen dir z.B. die Tour zur Laguna Churup, die Laguna 69 oder den ebenfalls sehr tollen Santa Cruz Trek. Nora hat in diesem Artikel ein paar weitere gute Tipps gegen die Höhenkrankheit.
Lokaler Transport? Kein Problem
Zum Startpunkt der meisten Wanderwege gelangst du mit den sogenannten Collectivos. Diese Minibusse haben feste Routen, halten je nach Bedarf und sind die schnellste und günstigste Methode um unkompliziert von A nach B zu kommen. Frage am besten in deinem Hostel nach, wo die Collectivos starten und wie oft sie fahren. Denn sonst findest du sie einfach nicht, es gibt keinen Übersichtsplan wie du ihn vom deutschen ÖPNV kennst.
TREKKING-KNOW HOW
Zeltplätze
Im Prinzip kannst du überall dein Zelt aufschlagen und campen. Am sichersten und komfortabelsten (ebene Fläche, Wassernähe) sind allerdings die offiziellen Zeltplätze auf den bekannten Routen. Je nach Trekkingtour musst du dafür einen kleinen Obolus leisten, aber das Geld kommt dann auch direkt den Dorfgemeinden zugute.
Du kannst einen Esel mieten
Wenn dir das Tragen eines schweren Rucksacks Probleme bereitet und Du dennoch auf eigene Faust unterwegs sein möchtest, kannst du für die meisten Routen auch einen „Arriero“ (Pferde- oder Eselführer) mieten. Dann musst du allerdings auch ein Zelt für ihn mitnehmen und für sein leibliches Wohl sorgen. Er läuft dann in der Regel voraus, sodass deine Sachen schon am vereinbarten Zeltplatz auf dich warten wenn du ankommst.
So ein Scheißweg
Falls du mal unsicher sein solltest was den Weg angeht: folge einfach der Eselkacke-Spur. Diese wird dich unweigerlich zum nächsten Zeltplatz oder in ein Dorf führen.
Das große Geschäft
Auch wenn es auf manchen Treks Toilettenhäuschen an den Campingplätzen gibt, wirst du dort kein Toilettenpapier vorfinden. Bringe es selbst mit oder benutze Blätter/Gras und wasche dir einfach hinterher gründlich die Hände. Das klingt erstmal eklig, ist aber die naturschonendste Methode. Falls du kein Toilettenhäuschen hast, dann vergrabe deine Exkremente oder decke sie gut mit Steinen ab.
Bewahre dein Essen im Zelt auf und sichere deinen Müll
Die Hunde haben keine Hemmungen.
AUSRÜSTUNG FÜR EIN TREKKING IN PERU
Nimm nur das Nötigste mit
Versuche, Deinen Rucksack so zu packen, dass du inklusive Essen und Wasser nicht mehr als 12-15 kg auf dem Rücken trägst. Die Höhe vervielfacht die Anstrengung und jedes Gramm, das Du zu viel mit Dir herum trägst, wirst Du verfluchen.
Verwende einen Wasserfilter oder Steri-Tabletten/Steri-Pen
Dem Wasser ist in Peru nicht zu trauen, es kann durch Tierkadaver, Tierkot oder Waschwasser verunreinigt sein. Du solltest es immer behandeln, entweder filtern oder sterilisieren. An fast allen Campingplätzen findest du Wasser vor, meist in Form von einem Bach. Du brauchst also keine riesigen Wasservorräte mit dir herumschleppen. Ergo hast du auch tägliche eine Waschmöglichkeit, wenn auch etwas frisch.
Warme wetterfeste Kleidung und ein sehr guter Schlafsack sind ein Muss
Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind enorm. Tagsüber möchtest du dir am liebsten das T-Shirt vom Leibe reißen (machst du aber nicht weil du dann verbrennst), nachts wird es mit bis zu -15°C bitterkalt und dann wehe dem, der am Schlafsack gespart hat. Ein Komfortbereich von -10°C sollte es mindestens sein. Du kannst in Cusco oder Huaraz auch Equipment leihen, allerdings schwankt die Qualität enorm. Gute, warme Schlafsäcke sind leider echte Mangelware. Prüfe deine ausgeliehene Ausrüstung daher vor deinem Aufbruch genau.
Wenn du weißt, dass du einen Ausrüstungsgegenstand oder Kleidungsstück nach der Reise nicht mehr verwenden möchtest, lass es bitte dort. Egal wie alt oder geflickt – es wird in der Regel immer noch hochwertiger sein als das, was du bei vielen Touranbietern und Trekkingläden als Leihgabe bekommst. Damit tust du künftigen Wanderern einen Riesengefallen und bekommst vielleicht noch einen kleinen Obolus dafür.
Pack Dir ggf. auch Badesachen für die heißen Quellen ein.
Apotheke
In das Erste-Hilfe-Set gehören neben den Klassikern (Nagelschere, Jod, Blasenpflaster, Aspirin, Paracetamol, Grippe-Tabletten) ggf. einige Antibiotika-Tabletten für lange Treks, Durchfall-Tabletten, Magnesium- & Vitamin C-Präparate und eventuell sogenannte Sorochi-Tabletten (gegen die Höhenkrankheit).
Nimm Karten und/oder ein GPS mit
Du solltest als Solo-Hiker bereits Erfahrungen mit Höhenwanderungen haben und mit Karten umgehen können. Der Weg führt durch sehr abgelegene Gegenden wo du im Fall der Fälle auf dich alleine gestellt bist. Die Wegführung ist bei manchen Touren nicht immer klar, daher ist ein guter Orientierungssinn notwendig. Informiere dich vorher über mögliche Ausstiegspunkte und habe neben einer digitalen Karte auf dem Handy oder einem GPS-Gerät stets auch eine ausgedruckte Version dabei. Die niedrigen Temperaturen nachts entleeren ruckzuck den Akku und so bist du auf der sicheren Seite.
Prüfe Deinen Gaskocher
In Peru gibt es nur Gaskartuschen mit Schraubventil. Kleine Kocher für die Schraubkartuschen kannst du für rund 100 Soles (27 Euro) kaufen. Stechkartuschen, wie sie in Deutschland weit verbreitet sind, sind nicht erhältlich. Die Schraubkartuschen sind auch in Deutschland erhältlich. Du kannst also deinen Kocher aus Peru auch hier weiter verwenden. Und nein, die Kartuschen darfst du nicht mit in den Flieger nehmen.
NAHRUNGSMITTEL
Kaufe schnell garende, leichte Lebensmittel
Nach acht Stunden Trekking mit schwerem Rucksack jenseits der 4.500m und rasch sinkenden Temperaturen möchtest du mit Sicherheit nicht mehr Zeit als nötig mit der Zubereitung deines Abendessens verbringen.
Je länger ein Lebensmittel für die Zubereitung benötigt, desto mehr Brennstoff verbrauchst du. Und die Siedezeit des Wassers erhöht sich teils enorm, je nachdem auf welcher Höhe du unterwegs bist. Daher sind schnell garende und möglichst leichte Zutaten das Mittel der Wahl.
Mischkost mit reichlich Kohlenhydraten
Deine Trekkingnahrung sollte einen möglichst hohen Nährwert haben, denn dein Körper wird ein Vielfaches an Energie benötigen als dies im Alltag der Fall ist. Kohlenhydrate sind leicht verdaulich und belasten deinen Körper daher wenig. Fett und Eiweiß eignen sich daher eher für den frühen Abend wenn keine Anstrengung mehr auf dich wartet.
Auf den peruanischen Märkten findest du unzählige Sorten von Quinoa und anderen Getreidesorten, Haferflocken, Gries, Polenta, Nudeln oder Couscous, die dich gut mit Energie versorgen werden. Süßkram wie Schokolade oder Kekse machen zwar kurzfristig glücklich, werden aber zu schnell verfeuert als dass sie dir einen langanhaltenden Boost in den Tag bieten können.
Eine Ergänzung der Kohlenhydrate durch Fett ist wichtig. Zwei Löffel Olivenöl an die Nudeln machen gleich 200 kcal mehr aus, sättigen langfristig und liefern deinem Körper die benötigte Energie zur Regeneration.
Nutze regionale Zutaten
Andere Länder, andere Zutaten – es muss nicht immer Haferbrei sein. Sogenannte Superfoods wie Quinoa, Gojibeeren, Macha und Kiwicha gehören zum Beispiel in Peru zum Alltag und sind spottbillig. Damit kannst du deine Rezepte um einige Schmankerl erweitern. Zudem schenkt dir der Geschmack landestypischer Zutaten ganz spezielle Reiseerinnerungen.
Auf dem Mercado Central in Huaraz und dem San-Pedro Markt in Cusco gibt es eine unglaubliche Vielfalt an super leckerem Trockenobst und Nüssen, empfehlenswert ist auch der gereifte Käse und Trockenfleisch.
Nimm Salzgebäck oder Elektrolyt-Tabletten mit
Diese gleichen das vermehrte Schwitzen und den Wasserverlust etwas aus. Gerade falls du dich mal übergeben musst, ist dies ein wichtiger Nachschub-Lieferant für deinen Organismus.
Trinke Kokatee
Wir haben in den Anden morgens stets Koka-Tee getrunken um wach zu werden. Koka ist die heilige Pflanze der Inkas und wird von den Einheimischen gern gekaut um das Hunger- und Kältegefühl zu unterdrücken. Koka-Tee wirkt viel milder und du kannst damit nichts falsch machen: er schmeckt gut, macht wach und du nimmst Flüssigkeit zu dir. Die Bonbons sind eher so mittel-lecker und auch nicht gut für die Zähne.
LAND UND LEUTE
Spiel den Weihnachtsmann / Teile
Ok, dieser Punkt widerspricht der Minimalismus-Idee des Rucksack-Packens. Aber: wir sind unterwegs mehrmals von Kindern oder Dorfbewohnern angesprochen worden, ob wir nicht etwas für sie hätten oder ihnen etwas abkaufen möchten. In den teils wirklich weit ab vom Schuss gelegenen Siedlungen ist der Weg zur Apotheke für die Menschen eine halbe Weltreise, und die Ernährungssituation lässt oft zu Wünschen übrig. Wenn du also noch etwas von deinen Vorräten abzugeben hast, machst du hier sehr schnell jemanden glücklich. Kinder möchten natürlich immer Schokolade und Kekse. Mehr hilfst du aber wenn du den Dorfbewohnern etwas Gesundes zu essen und vielleicht Ibuprofen, Antibiotika oder Pflaster da lässt.
Verbinde das Trekking in Peru mit der Besichtigung von Inka-Ruinen
Machu Picchu. Inka-Trail. Klar, kennt jeder. Gehört bei einer Peru-Reise einfach dazu. Oder? Oder nicht? Wir haben uns gegen die Massen und für das Unbekannte entschieden und können dir den Choquequirao Trek sehr ans Herz legen. Das ist sozusagen die geheimnisvolle Schwester von Machu Picchu, die erst in den 80er Jahren entdeckt wurde und noch immer ausgebuddelt wird. In dieser sogar noch größeren Anlage bist du weitestgehend allein und kannst in aller Seelenruhe alles besichtigen.
Nimm Soles (peruanische Währung) in kleinen Scheinen mit
Niemand hat Wechselgeld. Nie.
Lerne vorher zumindest ein wenig Spanisch
Grundkenntnisse in Spanisch sind nicht nur sehr hilfreich, wenn du nach dem Weg fragen möchtest. Es gibt unterwegs in den Dörfern oder in deinem Startort unzählige Gelegenheiten, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Diese sprechen in der Regel nur Quechua und Spanisch und freuen sich meist riesig wenn Ihr ein paar Sätze austauschen könnt. Du wirst so noch viel tiefere Eindrücke vom Land und den Menschen mitnehmen als wenn du dich nur mit anderen Backpackern auf Englisch unterhältst.
Hola! Wir sind gerade in Bolivien unterwegs und planen eine Wanderung in den Anden (wahrscheinlich in Peru ). Habt ihr eure Wanderung mit einer Wander-App aufgezeichneter bzw. magst du verraten wo ihr ungefähr langgewandert seid? Vielen dank für den Artikel, sehr interessant und hilfreich!
Liebe Grüße aus Santa Cruz de la Sierra!, Bol.!
Helena